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23. (15. außerordentliche) Versammlung des XXII. Vereinsjahres.
Dem speziellen Charakter einer Börse gerecht zu werden, hat Hitzig nicht versucht.“ (Vergleiche auch: E. Friedei, die deutsche Kaiserstadt Berlin, 1882 S. 56 und 86.) 1831 wurde auch dieses Börsenheim wieder zu klein und durch den noch jetzt vorhandenen, dem Mitteldeutschen Creditbankgebäude gegenüber belegenen Neubau erweitert. Dabei ward ein Teil der alten Heiligen Geistgasse überbant und dafür die zwischen den soeben erwähnten zwei Bauten befindliche St. Wolfgaugs-Straße angelegt. Da ich damals und noch lange nachher Dezernent für die Straßenbenennungen Berlins war, wandte sich damals der für alles Altberlinische sehr interessierte Kronprinz, spätere Kaiser Friedrich, mit dem Ersuchen an mich, ob ich nicht anregen wolle, daß diese Straße mit Rücksicht darauf, daß hier in der Nähe die mittelalterliche Sankt Wolfgangsgilde gewirkt, benannt werde. Mit dieser hat es folgende Be- wandnis. Wolfgang Graf von Pfullingen, schwäbischen Adels, wurde Benediktinermönch und 968 Bischof von Regensburg. Er zog sich 972 in die Einöde an den See im Salzburgischen zurück, der nach ihm St. Wolfgangssee heißt, hieb selbst das Holz zu seiner Einsiedelei eigenhändig zurecht und warf das dazu benutzte Beil von einem Felsen ins Tal um da, wohin das Beil fiele, die Einsiedelei aufzubanen. Hier ward er als beispiellos frommer Mann und Wundertäter allmählich bekannt, von Mitgliedern seiner Gemeinde wieder aufgefunden und im Trinmpf nach Regensburg in seinen Bischofsitz zurückgeführt. Nachdem er hier längere Zeit segensreich gewirkt, starb er auf einer bischöflichen Rundreise in der Kirche St. Othmar i. J. 994, wonächst er als Verbesserer der Kirchenzucht und Schutz- und Schirmherr der Kranken und Armen sowie als Wundertäter heilig gesprochen wurde. Er ist Schutzheiliger gegen Schlagfluß nnd Patron von Bayern, besonders von Regensburg und Öttingen. Er wird als Bischof mit dem Beil in der Hand oder einem Kirchlein neben sich dargestellt. Nach seinem mildherzigen Vorgänge entstanden an vielen Orten, so auch bei uns St. Wolfgangsgilden oder -Brüderschaften, die damals die Stelle mancher unserer modernen wohltätigen Gesellschaften vertraten, nur daß diese heutigen Vereinigungen sich mehr und mehr nach Spezialitäten in der Wohlfahrtspflege verteilen und benennen. Der Magistrat ging auf meineu Benennungsvorschlag gern ein, und der alte Kaiser Wilhelm genehmigte denselben.
Von der Benennung „Heilige Geistgasse“ hat sich, wie Sie von hier aus leicht übersehen können, noch ein Teil erhalten und diese Gasse mündet in die Heidereutergasse, eine der ältesten Straßen Berlins ein, die eine schmale Verbindung zwischen der Heiligen Geiststraße und Rosenstraße bildet.
Noch einen Blick auf die Vorgeschichte der Gegend. Bei dem Börsenbau, hauptsächlich bei dem Anbau gegenüber dem Gebäude in dem wir tagen, ebenso bei der Verbreiterung und Neuregulierung der