1. (1. anßerordentliche) Versammlung- de« XXIII. Vereinsjahres.
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durchmesser saugt die Luft an, die unter dem Wasserfall hindurchstreicht und dadurch gereinigt wird, und wirft sie in die Kanäle, die in den Webesaal führen. In dein Hauptzufnhrgange hinter dem Ventilator wird die Luft angefeuchtet, indem aus Düsen Wasser tritt, das sich in Nebel zerteilt. Die Kanäle sind in den Wänden eingebaut und münden an passenden Stellen. Außerdem sind in dem Hauptzufuhrkanal Heizregister eingebaut, welche die durchstreichende Luft im Winter erwärmen. Uber dem Mittelbau befinden sich die Durchlässe für die verbrauchte Luft. Für die Luftzirkulation im Winter sind besondere Einrichtungen getroffen. Im Keller liegen die Speiseräume, Garderoben u. s. w. für die Leute. Zum Abschied erhielt jeder Besucher ein seidenes Bildnis des Kronprinzen geschenkt.
Nachdem wir uns von unseren Führern mit Dank verabschiedet hatten, wanderten wir unserem zweiten Ziele zu, dem Oberlinhause in Nowawes.
In dein schönen Saal des Hauses fanden wir den Kaffeetisch für uns gedeckt. Herr Anstaltsdirektor Pfarrer Th. Hoppe berichtete über die Geschichte der Oberlinhäuser in der Umgegend Berlins. Die Häuser führen ihren Namen nach dem Pastor Oberlin aus dem Elsaß, der zuerst Ziele und Wege fand für die Erziehung der körperlich und geistig Rückständigen. Das Haus in Nowawes ist begründet worden als Kinderheim von einem Baron von Bissing. Daran hat sich dann ein Krüppelheim und schließlich eine Tanbstummenblindenanstalt angegliedert. Die Aufgabe der Krüppelheime besteht darin, den Krüppel in einem Handwerk, das für ihn paßt, bis zur Selbsthilfe zu bringen. Das Haus beherbergt augenblicklich 60 Lehrlinge, die von 6 Meistern ausgebildet werden, und im ganzen haben 60 Krüppel die Gesellenprüfung bestanden und verdienen sich ihr Brot. Es befindet sich hier auch ein Diakonissen- heim, in dem die Schwestern in allen Berufen ausgebildet werden. In Lichtenberg sind weiter vorhanden ein Krankenhaus, ein Kinderhort, Apotheke usw. Von den 230 Krüppeln, welche das Oberlinhaus in Nowawes beherbergt, kommt fast die Hälfte aus Berlin.
Nach dem Vortrage übernahmen mehrere Schwestern die Führung; wir suchten zunächst den Saal auf, in welchen für die Krüppel die orthopädischen Instrumente aufgestellt sind, dann durchwanderten wir einen Raum, wo die Kleinen ihr Abendbrot erhielten, wir blickten in die Schlafsäle, Spielzimmer usw. Wir besuchten dann Zimmer, wo Mädchen Strümpfe, Handschuhe, Röcke usw. hersteilen und andere, in denen z. B. Feinstickereien aller Art oder Körbe, Bürsten usw. angefertigt wurden. Endlich wanderten wir nach dem Maria-Marthahaus, in dem 35 Taubstummenblinde behütet und erzogen werden. Eine der Schwestern sprach mit einem der Mädchen und einem Knaben mit Hilfe des Fingeralphabetes. Diese unglücklichsten aller Menschenkinder und ihre mit rührender Geduld