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3. 2. außerordentliche) Versammlung des XXIII. Vereinsjahres.
der biologischen Anstalt und der Versuchsfelder der Landwirtschaftlichen Hochschule Gelegenheit zur Belehrung.
Die Besichtigung der Anstalt wird Gartenfreunden vom Direktor (Sprechstunde Dieustag und Freitag 11-12 1 /« Uhr) gern gestattet. An die Mitglieder der Brandenburgia aber richtete der Vortragende insbesondere die Bitte, den Besuch der Anstalt recht oft zu wiederholen, da es ja auch ihre selbstgewählte Aufgabe sei, die Kenntnis und Wertschätzung der Heimat zu fördern und die Allgemeinheit von der hohen Leistungsfähigkeit heimischer Betriebe zu überzeugen.
Die Mitglieder der Brandenburgia, die den Ausführungen des Vortragenden mit gespannter Aufmerksamkeit gelauscht hatten, bezeugten ihren lebhaftesten Beifall und folgten nun der Führung von Direktor Echtermeyer, Dr. Koch, Herrn Weinhausen und Martin durch die Garten- anlageu und Gebäude der Anstalt, wobei zahlreiche Einzelheiten erläutert wurden.
Die Vorrichtungen zur Erzeugung von Schmokfeuer in kalten Früh- jabrsuächten bestehen aus tiefen Kohlenbecken. Der entstehende Rauch hält die bei wolkenlosem Himmel für die Niederstämme gefährliche Wärmeausstrahlung des Bodens zurück, so daß zwar nicht von einer Heizung der Gärten, wohl aber von einer Verhütung des Verlustes vorhandener Wärmemengen gesprochen werden kann. Die Wände, an denen Obst gezogen wird, sind mit Kalk weiß getüncht. Der ätzende Kalk und der später sich entwickelnde feine Kalkstaub dringen in die Atmungswege der Ungezieferbrut und bewirken deren Abtötung, während pflanzliche Schädlinge durch Kupferlösungen (bordeieser Brühe) vernichtet werden. Der alte Satz, daß mau Obstbäume nicht für sich selbst, sondern für seine Kinder pflanze, wird in der Gärtnerlehranstalt daduren hinfällig, daß man die Fruchtbildung durch geeignete Wurzelschnitte, die eine zu reichliche Holzbildung verhindern, so beschleunigt, daß die Stämmchen bereits nach 1 bis 2 Jahren Früchte tragen. Das Beschneiden wird anderseits auch in der Weise überflüssig gemacht, daß man die Zweige der niedrigen Stämmchen wagerecht über gezogenen Drähten sich entwickeln läßt. So lassen sich auch die Blüten und Fruchtansätze in kalten Nächten leicht durch Überdecken schützen.
Durch sorgsame Pflege ist es gelungen, Äpfel bis zu einem Gewicht von 550 Gramm und zu einem Verkaufspreise von 3 M. für das Stück zu erzielen. Früchte dieser Art finden in Berlin freilich nur dann Absatz, wenn der Verkäufer den Apfel im Laden als „französischer Winter- Cal ville“ auszeichnet. Nur danu zahlt der deutsche Philister für einen solchen Apfel 3 M. mit einem Händleraufschlag von 2 M.; aber die beste deutsche Ware, die ausländische Erzeugnisse weit übertrifft, schmeckt ihm nicht, wenn sie nicht durch „Vorspiegelung falscher Tatsachen“ über ihren Ursprung versüßt wird. Vielleicht werden daher die an zahlreichen