Heft 
(1915) 23
Seite
134
Einzelbild herunterladen

134

3. (2. außerordentliche) Versammlung des XXIII. Vereinsjahres.

schmucken Laubengängen gezogenen Birnen den Beifall des Publikums linden, da wenigstens die Laubengänge selbst dem französischen Ge­schmack des 18. Jahrhunderts entsprechen, also vielleicht auf die Früchte einen zarten Hauch von Ausländerei vererben werden und patriotischen Händlern die Berechtigung geben, die Ware alsgezogen in Lauben­gängen in französischem Geschmack anzapreisen.

Für Erdbeeren werden Preise mitunter von 2530 Pfennigen für das Stück erzielt. Sie wurden bereits hier seit 14 Tagen verkauft.

Die Veredlung des Calville-Apfels hat in Dahlem gute Fortschritte gemacht. Nur zu berechtigt war früher das Urteil des Kaisers, der einst, als ihm einmärkischer Calviile angeboten wurde, äußerte:Ach bleiben Sie mir damit vom Leibe; die schmecken alle mufflig! So wars früher in der Tat, weil man den Boden nicht zu durchlüften und zu trocknen verstand. Das geschieht heut durch Einlegeu vonKlamotten mit bestem Erfolge, so daß der Apfel in Dahlem von reinstem Geschmack ist.

Die Beete sind mit in Holzrahmen gefaßten billigen Rohglasplatten abgedeckt, die sich auch zur Herstellung kleiner Gewächshäuser be­nutzen lassen.

Märkische Treibbausweintrauben decken meist nur gerade die Be­triebskosten und können nur dann einen Scheingewinn abwerfen, wenn der Züchter von irgendeiner Seite erhebliche Zuwendungen für Versuche erhält.

Bei der Besichtigung der Obst- und Gemüseverwertungsanstalt machte Direktor Echtermeyer u. a. darauf aufmerksam, wie heut billige Himbeermarmeladen künstlich hergestellt werden. Von den Früchten kommen selbstverständlich nur die völlig wertlosen ausgepreßten trockenen Kerne zur Verwendung, die zentnerweise in den Handel gelangen. Man vermischt die Masse dann mit gleichwertigem Syrup und überzeugt den Käufer von der Echtheit des süßen Schlammes, indem man auf die wirklich vorhandenen echten Kerne hinweist. Demgegenüber empfahl Direktor Echtermeyer eine gleichfalls sehr billige, aber bessere und ge­sundereVolksmarmelade, die in seiner Anstalt aus Karotten, Rhabarber Hollunderbeeren und ähnlichen bekömmlichen Pflanzenteilen gewonnen und unter richtiger Bezeichnung in den Handel kommt. Nur durch Offenheit und erhöhte Leistungen können die deutschen Betriebe den Wettbewerb ausländischer Erzeugnisse mit Erfolg bekämpfen. Dieser hervorstechende Zug der Ehrlichkeit und der vaterländischen Gesinnung ist es, der der Anstalt von vornherein die Anerkennung aller Wohl­meinenden sichert.

Alsdann wurden die Gewächshäuser besichtigt, die einen über­wältigend schönen Blumenflor darboten. Die in einem Treibhaus vor 3 Wochen gesteckten Gurkenkeime hatten bereits reife Früchte gezeitigt.

Zum Schluß wurde das Hauptgebäude mit der Aula, den Hör- und Experimeutiersäleo besichtigt und dem Herrn Direktor sowie den übrigen