Heft 
(1915) 23
Seite
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3. (2. außerordentliche) Versammlung des XXIII. Vereinsjahres. 137

stille Dorfstraße von Dahlem ergossen hatte. Ein seltsames Spiel der Gegensätze von Land und Großstadt!

Mit herzlichem Dank schieden die Teilnehmer aus dem Gutshofe.

In dem zum Schluß der Wanderfahrt besuchten Kirchlein von Dahlem machte Geheimrat Friedei erklärende Mitteilungen.

Herr Provinzialkonservator G. Bluth, unser verstorbenes Mitglied, lieferte für das Monatsblatt der Brandenburgs Jahrg. 3 1894/95 S. 281 flg. einen ausführlichen BerichtÜber die Wandgemälde in der Kirche zu Dahlem, der sich z. T. anlehnt aD einen Bericht des Prof. Dr. Georg Voß im Jahrbuch der Preuß. Kunstsammlungen 1894. (Vgl. auch Jahrg. 4 S. 63 des Monatsblatts.)

Schon 1375 wird das Dorf als Dalm und 1540 als Dalem erwähnt. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts gehörte es mit Steglitz der Familie von Spil, wurde aber im 30jährigen Kriege zusammen mit Zehlendorf eingeäschert. 1671 kam es in den Besitz der Familie v. Wilmersdorf, von 1799 ab besaßen es die Grafen von Podewils, Justizminister Beyme und später seine Tochter, Frau von Gerlach, die es 1841 mit anderen Ländereien an den Fiskus veräußerte.

Der ursprüngliche Kircbbau war wie in Tempelhof und anderen Kirchen des Teltow - aus Granitfindliugen gebaut, mit flacher Decke. Der darüber aufgeführte Aufbau, überhaupt der Ausbau von 1470 erfolgt in Backstein. Aus jener Zeit rühren noch einige schmale Fenster her, der geschnitzte Flügelaltar aus der Crauachschen Schule und die 1894 unmittelbar auf der Wandfläche entdeckten Wandgemälde. Die großen Fenster und der Turm stammen aus neuerer Zeit.

Im Innern Fahnen, Waffen und Grabsteine der Familie von Wilmeis- dorf. Auf dem Dachreiter der Kirche befand sich in den 50er Jahren des vor. Jahrb. der erste optische Telegraph.

Auch Spuren mittelalterlicher Glasfenster worden in der Kirche bemerkt, die jetzt aber verschwunden sind. Das kleine Glasgemälde, den Gekreuzigten nach Albrecht Dürer darstellend, ist Stiftung eines Konfirmanden. Beiläufig mag erwähnt werden, daß der Sohn des Reichs­kanzlers von Betbmann-Hollweg, unseres Ehrenmitgliedes, ebenfalls hier eingesegnet worden ist.

1893 fand an der nördlichen Kirchenwand Herr Bluth mit den Architekten Koerner und Techow in einer Höhe von 2,15 m über dem Fußboden bis in eine Höhe von 2,30 in Spuren von Wandgemälden, d. h. bis an die ursprüngliche Balkendecke. Diese Gemälde sind bei den Um- und Neubauten leider vielfach durchschnitten worden. Dasselbe gilt von den an der Südwand aufgefundenen Fresken. An der Nord­wand war erkennbar die H. Anna mit dem Jesuskind und der Maria im Schoße, links davor eine knieende weibliche Figur. Helle Vertikal­streifen links oben im Hintergründe hat Herr Voß für 3 Paar Krücken

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