Zur Besiedlungsgeschichte der Provinz Brandenburg
im 12. Jahrhundert.
Von Robert Mielke.
Wilhelm Schwartz war in seinen letzten Lebensjahren bestrebt, die Herkunft der deutschen Kolonisten Brandenburgs durch sprachliche Untersuchungen näher zu ermitteln. Nachdem er durch den volkstümlichen Namen „Muggel“ für Kröte auf die Spur eines bemerkenswerten Nachlasses der vorslawischen germanischen Bewohner des links- und rechtsseitigen Ilavelgebietes gekommen war 1 ), glaubte er auch in der vereinzelt an und auf dem Fläming vorkommenden Bezeichnung „Kuk- kuluren“ für Kiefernzapfen einen der spärlichen Überreste der holländischen Besiedlung gefunden zu haben. Wieweit die Ermittelungen, die er mit gewohnter Energie und Umsicht einleitete, seine Annahme bestätigten, ist mir nicht bekannt geworden; jedenfalls ist er zu einer Bearbeitung seiner Beobachtungen nicht mehr gekommen. Das ist zu bedauern, denn trotz der anscheinend verbürgten Nachricht, daß Bewohner aus Holland, „Hollandini qui et Flamingi nuncupautur“, wie 1152 Bischof Wichmann von Naumburg, der spätere Erzbischof von Magdeburg, sie bezeichnet, nach Sachsen und Brandenburg gezogen wären, haben sich sichere Reste ihres Volkstums nur wenig und vereinzelt erhalten. Im Gegenteil sind die Berichte der alten Chronisten, besonders des Pfarrers Helmold von Bosau, dessen Chronik der Slawen fast die einzige zusammenhängende Quelle für diese Zeit bildet, durch die wissenschaftliche Kritik stark in Frage gestellt worden. Namentlich seit Th. Rudolph in seiner Schrift „Die niederländischen Kolonien in der Altmark im 12. Jahrhundert“ (Berlin 1889) die von dem hannoverschen Landdrosten A. v. Wersebe 2 ) Anfang des 19. Jahrhunderts geäußerten Zweifel über die Stärke der holländischen Einwanderung durch eine kritische Untersuchung für berechtigt gefunden hat, ist man den Äußerungen des gutgläubigen, aber sich vielfach biblischer Wendungen bedienenden Helmold gegenüber etwas vorsichtiger geworden. Das warum so nötiger, als der Holländer E. deBorchgrave in einem größeren
1 ) Zeitschrift des Vereins für Volkskunde V. 1895 S. 946 f. (mit Karte).
2 ) a. v. Wersebe. Über die niederländischen Kolonien, welche im nördlichen Teutschland im 12. Jahrhundert gestiftet wurden. 1815 u. 1816.
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