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Werke 1 ) das Nachleben von niederländischen Volksliedern und Volkssitten in Deutschland ermittelt hatte und F. Adlers baugeschichtliche Untersuchungen 3 ) die Vorstellung einer zielbewußten starken Besiedlung erweckt hatten, hinter der die Teilnahme anderer Volksstämme völlig zurücktrat. Adlers verdienstvolle, aber einseitige Forschungen sind von O. Stiehl*) berichtigt worden und dahin ergänzt, daU der Backsteinbau nicht von Holland, sondern von der Lombardei aus beeinflußt wurde. Die allgemeineren volkskundlichen Nachweise von Borchgraves bleiben indessen bestehen, obwohl sich aus ihnen Andeutungen über die Heimat der einzelnen Kolonistengrnppen nicht gewinnen lassen.
Keineswegs ist aus der sehr reichen wissenschaftlichen Literatur, die außer den genannten Werken noch eine große Zahl von Einzelschriften, Dissertationen, Programmen und Aufsätzen umfaßt, zu folgern, daß das niederländische Bevölkerungsolement zu streichen sei. Das ist unanfechtbar nachgewiesen; nur die Richtung und Ausdehnung der Einwanderung ist zweifelhaft; daneben aber bleibt auch die Frage zu untersuchen, aus welchen niederländischen Gegenden die sogenannten Holländer stammen und wieweit noch andere Stämme an dieser Kolonisation des Ostens, besonders aber der Mark Brandenburg, beteiligt sind. Im allgemeinen wurde bisher der Strom der Auswanderer mit verheerenden Sturmfluten in Verbindung gebracht und daraus gefolgeit, daß sie aus der Nähe des Meeres, besonders aber aus der Umgebung der Südersee stammen. Zuständig für die endgültige Lösung dieser Fragen wird in letzter Linie die Sprachforschung sein, die methodisch die märkischen Dialekte untersucht und bereits einen umfangreichen Stoff zusammengebracht hat. Der fünfte Band der Landeskunde der Provinz Brandenburg, für den bereits grundlegende Vorarbeiten gemacht worden sind, wird auch darüber neue Ergebnisse vorlegen. Daneben aber werden auch andere volkliche Äußerungen in Betracht zn ziehen sein, die Aufschluß verheißen.
Ein kleiner Beitrag soll im nachstehenden von der Hausforschung aus versucht werden, die jetzt, nachdem bereits die großen Typengebiete festgestellt sind, 4 ) diese Untersuchung von den einzelnen Hausformen weiterführen kann. Wiederholt habe ich auf das märkische Dielenhaus hingewiesen, das sich im großen und ganzen als ein Abkömmling des Alt-
J ) E. de Borchgrave. Histoire des colonies beiges, qni s’etablirent en Allemague pendant le 12*"* et le 13'' m * siöcle. 1866.
j*- iß 2 ) Märkische Forschungen VII. 1861 S. 110 — 127 und Festschrift der Technischen
•- Hochschule zu Berlin 184 S. 192f.
') 0. Stiehl. Der Backsteinbau romanischer Zeit, besonders in Oberitalien und Norddeutschland. Leipzig 1898.
£ 4 ) Ein abschließendes Bild habe ich in dem 3. Bande der Landeskunde der Provinz
Brandenburg zu geben versucht, nachdem ich bereits im Olobus LXXXIV 1903 S. 3f. eine