Zur Beidedluiigsgeschichte der Provinz. Brandenburg im m. Jahrhundert. 147
sachsenhauses zeigt. Das Haus, von dem ich ausgehe, 1 ) befand sich in dem Dorfe Sclilalach bei Treuenbrietzeu und ist nach einer Inschrift 1727 erbaut worden. Es war von neueren An- und Umbauten ziemlich verschont geblieben und darf als ein lehrreiches Beispiel für den älteren Typus dieser Gegend betrachtet werden. Vor dem Wolmhause und fest mit ihm verbunden steht ein schmalerer Speicherbau, der von jenem keinen Zugang hat, sondern durch eine besondere Tür von außen zu betreten ist. Durch den Giebeleingang kommt man auf den Flur. Links von ihm liegt die Stube mit einein neueren Ofen; rechts sind drei kleine Gelasse angeordnet. Hinter dem Flur ist die Küche, auf ihrer linken Seite eine nur von der Stube aus betretbare Kammer, auf ihrer rechten ein später eingerichteter Kulistall mit besonderem Ausgang nach dem Hofe. Hinter der Küche und von hier aus zugängig erstreckt sicli der alte Kuh- und Pferdestall über die ganze Breite des Hauses. Dieser Stall, der natürlich einen besonderen Ausgang nach dem Hofe hatte, liegt etwa GO cm tiefer als die anderen Räume. Es war dadurch innerhalb des ganzen Stalles eine Grube entstanden, in der der Dung früher liegen blieb und nur ein- bis zweimal im Jahre auf die Felder — zumeist zu Lichtmeß — gefahren wurde. Man holte dann jedesmal bis zehn Wagen Dung aus dem Stalle. Andere Häuser in Sclilalach zeigten dieselbe Eigentümlichkeit oder waren nach örtlichen Angaben früher in gleicher Weise eingerichtet. Auch in den benachbarten Dörfern, in Linthe, Wendisch-Bork, Nichel, Krahnepuhl, Mörz, Schäpe, Fresdorf, Dipp- mannsdorf, Ragösen, selbst bis nach dem nördlich Brandenburg gelegenen Marzahne, östl. Pritzerbe, sollen früher alle alten Häuser den vertieften Stall gehabt haben.
Daß alte Häuser einst häufig vertieft waren, ist vielfach belegt in Norwegen kennt man sie noch aus dem 19. Jahrhundert ; sie sind aber seit langer Zeit, vermutlich schon seit Beginn unserer Zeitrechnung, in ebenerdige umgewandelt; nur vertiefte Scheunen und Ställe haben sich gehalten. Die Gebiete beider, der vertieften Scheunen und der vertieften Ställe, fallen jedoch nicht zusammen Von den letzteren waren bisher nur zwei, ein nordwestliches und eins in Tirol bekannt. Zu diesen tritt uun als drittes Gebiet der südwestliche Teil der Provinz Brandenburg, der sich voraussichtlich noch über das sächsische Grenz-
Karte der Haustypen veröffentlicht hatte. Das reiche Material, das ein von mir mit Mitteln der Rudolf Vircho w-Stiftung herausgegebener Fragebogen zusammenbrachte, konnte ohne .jahrelange örtliche Untersuchung bisher nicht eingehend verarbeitet werden; doch habe ich immerhin über dreißig Karten angefertigt, die sich mit den Fragebogen im Original in der Bibliothek der Berliner Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte beftiiden. Als eine Fortführung auf Grund der Fragebogen ist diese
Abhandlung zu betrachten.
’) Abgebildet in Landeskunde III S. 42 Abb. 34. Jetzt ist es abgebrochen. Eine Nachbildung im Maffstabe 1:20 befindet sich in der Kgl. Sammlung für Volkskunde.
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