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Robert Mielke
dadurch, daß wir es hier in Drenthe mit einer Übergangsform zwischen dem Rrabanter Potstall und dem altsächsischen Stall mit der Rinne zu tun haben. Da jedoch der Staphorster Potstall vollständig von dem Rinnenstallgebiet umgeben ist, so ist er entweder der Überrest einer einst weiter verbreiteten Einrichtung oder er ist aus Brabant übertragen. Im ersteren Falle müssen die Übergangsformen jünger sein. Es spitzt sich die für unsere brandenburgisc’nen Häuser wichtige Frage dahin zu: Ist der vertiefte Stall eine altfränkische oder altsächsische Form?
Nun ist auch die Brabanter Bauweise in getrennten Häusern, wie sie uns Schwerz schildert, keineswegs ursprünglich, sondern aus einem Einbau entstanden, 1 * ) von dem sich Reste noch südlich Dortrecht und der Maas nnd in der Gegend von Herzogenbusch finden, aber mit Merkmalen, die ihm nach Rhamin eine selbständige Stellung neben dem Altsachsenhanse anweisen. Früh schon muß dieser alte Einbau seine Selbständigkeit verloren haben, auf der einen Seite durch das sächsische Haus, auf der anderen dnrch fränkische Einflüsse, die vom Süden her in Brabant eindrangen und die alte Bauart auf einen schmalen Bezirk südlich der Maas und auf jene kleine Dorfgruppe in Overvßel zusammendrängten. Khamm hält die letztere für Kolonien, d. h. für jünger; dem aber widerspricht es, daß eine so kennzeichnende Eigenart wie der Potstall auch bei den Inselfriesen erhalten ist, deren Hausbau in ein sehr hohes Alter weist. Auf der Insel Föhr wird der Kuhmist der vom November bis 12. Mai aufgestallten Tiere in einen „Potstall“ gekarrt, der außerhalb des Hauses liegt,*) um erst im Frühjahr entfernt zu werden.
Es ist demnach sicher, daß der Grubenstall drei alten Einbautypen gemeinsam angehört hat, dem friesischen, 3 ) dem altsächsichen und dem salfränkischen, daß er aber seinen dichtesten Verbreitungsbezirk in Brabant, einem alten salfränkischen Boden, hat. I)a man aber die Gegend der größten Dichtigkeit einer alten Bauform immer als die Heimat derselben ansehen darf, so folgert daraus, daß der Ursprung des Grubenstalles in Brabant und den östlich angrenzenden Teilen der Rheinprovinz zu suchen ist. Mit der fränkischen Heimat des Grubenstalles steht es im Einklänge, daß sich die Sitte, den Mist in gemauerten, außerhalb des Hauses angelegten Gruben zu sammeln, auf dem linken Rheiunfer bis nach der Rheinpfalz hin verbreitet hat, während er sonst bei den deutschen Stämmen nnr in leicht ausgehobenen Erdgruben aufbewahrt wird.
l ) Einen solchen fand ich vor mehreren Jahren südlich von Dortrecht anf dem linken Ufer der Haas.
J ) Häberlin in „Zeitschrift des Vereins für Volkskunde“ 1919 S. 370.
3 ) Daß der friesische Bau auch an weit entfernten Orten seine Eigenart bewahren kann, beweist die verblüffende Gleichgestaltigkeit der Fischerhäuser auf der Insel Harken (Slldersee) nnd der Halbinsel Heia bei Panrig. S. Zeitschrift für Ethnologie XXXXIII 1911 S. 3tiH—370.
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