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Robert Mielke
Wir müssen also annehmen, daß die Kolonisten in der südwestlichen Mark aus Brabant und dem nördlichen Teil des Regierungsbezirks Düsseldorf gekommen sind. Es findet diese Annahme eine Bestätigung in der Wiederkehr gleicher Ortsnamen in beiden Gebieten. Schon von älteren Forschern ist auf die Ähnlichkeit zwischen Niemegk und Nymwegen, zwischen Grüningen und Groningen, zwischen Brück und Brügge hingewiesen, ohne jedoch mit diesem Hinweis durchzudringen. Viel anzufangen ist mit ihm freilich nicht, denn bei Brück und Grüningen kann es sich um zufälligen Gleichklang mit Brügge und Groningen handeln, die zudem von Brabant noch sehr weit entfernt sind, und Niemegk, das früher Niemic, Nyemic, Nymk, Niemeke geschrieben wurde, kann nach Analogie von Niemitzsch (früher Niempsi, Nymytzsch) bei Guben, Nieimtsch bei Liegnitz, Nimptsch bei Breslau und vielen anderen ähnlichen Ortsnamen im slawischen Sprachgebiet sehr wohl aus dem wendischen niemec, ursprünglich — stumm, unverständlich, dann im weiteren Sinne = deutsch bergeleitet werden. Bei dem Bestimmungswort von Ortsnamen ist es überhaupt immer bedenklich, Schlüsse zu ziehen, wenn man nicht ganz bestimmte Anzeichen einer Übertragung hat.
Solche liegen für den brandenburgischen Südwesten in einzelnen Endungen vor. Wenn man eine Karte der Rheinprovinz zur Hand nimmt, fallen neben den typischen Ortsendungen wie -bach, -feld, -bürg, -dorf einzelne wie -nach, -ich, -rath, -broich, -scheid, -hörst und -düng oder -dong auf. Das Wort „düng“, „dong“ oder „tung“, unser jetziges „Znnge“ (engl, tongne) bezeichnet eine von Wassergräben, Moor oder Snmpt umgebene Landspitze, eine Landzunge. In Westfalen ist die „Donk“ ein durch Dämme gegen Wasser geschütztes Feld, das man in Holland als einen Polder bezeichnet. 1 * * * * * * ) Solche Dong-Dörfer finden sich besonders zahlreich in dem brabant-rheinischen Gebiet (und anscheinend nur hier in Deutschland). Wir haben hier Dungs und Neersdonk bei Kempen, Niederdonk bei Neuß, Donk bei M.-Gladbach, Winnekendonk bei Cevelaer, Wachtendonk bei Geldern, Cranen-, As-, Loendonk und Hedonk bei Viersen, Axendonk südlich der holländisch-belgischen Grenze, Dongen bei Breda.*) Alle diese liegen in sumpfigen Gegenden. Der einzige Dungort, Ochtendung, der weit südlich von unserem Gebiete auf dem Eifelgebirge zwischen Coblenz und Mayen liegt, soll früher Ofterding geheißen haben, was keineswegs unwahrscheinlich ist. 8 ) Nun finden
l ) In Thüringen: . Tüngeda, örtlich „Tiingen" mul Tonga, Thamsbrück, früher
Thungisbrucken, alle bei Langensalza.
*) Die Schrift von il. Buyt, „Die untere Niersgegeud und ihre Donken (Nieu
kerk 1867)“, die ich bisher noch nicht habe zu Gesicht bekommen können, zäht allein
in diesem Flußgebiet 127 Donken auf.
*) Er liegt überdies, wie ich mich im Sommer 1914 persönlich überzeugte, auf
offener Bergeshöhe.