Heft 
(1915) 23
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Gräningen bei Rathenow) nicht in Betracht kommt. Die Gleichung NymwegenNiemegk gewinnt Halt durch unser Brück oder Brückermark bei Reckahne, dem in Brabant ein Brügge (nicht die alte Flamenstadt!) und ein Brüggen bei Viersen zur Seite steheD. Die alte Burg Raben­stein, die früher Ravenstein geschrieben wurde, entspricht dem Brabanter Orte Kavenstyn, Rinthe, ehemals Rinthorp, vielleicht dem Brabanter Rent oder Rinne bei Roermond oder dem schon erwähnten Rinthorst bei Mörs, Boeke bei Viesen, vielleicht dem flandrischen Boekel. Borne bei Belzig und die wüste Mark Katerborn können mit Born bei Brüggen und mit Materborn bei Cleve in Beziehung gebracht werden. Erwähnt seien noch, weil sie zu einem Vergleich locken: Viesen bei Grüningen und Vessem in Brabant, Dalen bei Goerzke und Dahlen bei M.-Gladbach, Krahnepuhl bei Belzig und Cranenburg bei Cleve, Rosental bei Plaue und der bekannte holländisch-belgische Grenzort Rosendaal, der gleich­falls noch in Brabant liegt.

Bei einzelnen dieser Ortsnamen liegt vielleicht nur eine zufällige Ähnlichkeit vor, die Gesamtreihe, die sich zweifellos noch erweitern läßt, scheint jedoch mit der Kolonisation des 12. Jahrhunderts zusammen­zuhängen. Auffallend ist auch der Name des Dorfes Mörz bei Belzig, der 1161 als Burg Mordiz erscheint und sowohl mit einem sagenhaften Grafen Moritz wie mit dem slawischen Gau Moraciani zusammengebracht wird. Das erstere ist nicht ernst zu nehmen; dem anderen steht ent­gegen, daß der genannte Gau nur bis ungefähr zur gegenwärtigen Grenze der Provinz reichte, im wesentlichen von hier bis zur Elbe ging und Mörz gar nicht mehr znm Gau Moraciani gehörte. Wenn wir dagegen im Regierungsbezirke Düsseldorf, dem das Hanptgebiet der rheinischen Gruben- oder Potställe zugerechnet werden muß, die Stadt Mörs, bei Düsseldorf ein Dorf Mörsenbroich und weiterhin im linksrheinischen Frankengebiet ein Dorf Mörschbach, eine Mörschenmühle, einen Ort Mörsdorf, bei Coblenz sogar zwei Ortschaften namens Mörz zu finden, dann werden wir die Gründer des brandenburgischen Dorfes auch unter den fränkischen Kolonisten suchen müssen.

Die Angaben Helmolds und anderer Chronisten würden also dahin zu berichtigen sein, daß die Kolonisten des 12. Jahrhunderts, die den Kreis Belzig, die Zauche und die sächsischen Grenzgebiete besetzten, nicht von der Wasserkante stammten, sondern aus den salfränkischen Gebieten Brabant und dem benachbarten Rheinland. Wenigstens in der Hauptsache. Daß auch noch kleinere Trupps aus anderen Gegenden Niederdeutschlands gekommen sind und sich innerhalb der salfränkischen Kolonisten niedergelassen haben, das soll in einer späteren Arbeit nach- zuweisen versucht werden.