Heft 
(1915) 23
Seite
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stürmische Zeiten folgten: Feindschaft der fanatisch-orthodoxen (juedlin- burger Geistlichkeit, unberechtigte Verdächtigungen seines Wandels, Aus­weisungsandrohung durch die Äbtissin. Der getreue Sprögel wird suspen­diert. Da beruft die den Pietisten wohlgesinnte Herzogin von Sachsen- Eisenach Arnold als Hofprediger nach Altstadt! So sehen wir ihn, seinem Grundsatz zuwider, im geistlichen Amt, dem geharnischten Be­kenntnis in seinerSophia entgegen, 1703 mit Anna Maria Sprögel den Ehebund schließen! Neuer Sturm! Kein Friede auch im Amt! Denn zu dem verlangten Eid auf Luthers ßekenntnisschriften kann er sich nicht entschließen. Bei dem edlen Spener findet er während kurzer Tage Frieden und neue Kraft. Auf Speners Wunsch verwandte sich Preußens König, der als Kurfürst schon die Hand über ihn gehalten, für ihn beim Herzog. Vergebens! Nach neuen Kämpfen ernannte ihn der gütige König, ein Hort der Gewissensfreiheit, zu seinem Beamten. Eilig drohte doch der Herzog mit schnellen Gewaltmaßregeln sandte ihm König Friedrich vom Schloß Oranienburg unterzeichnet, die Bestallung die allererste dieser Art zum Historiographen des Königlich Preußischen Staates, voll Anerkennung und Vertrauen und unter Versicherung seines königlichen Schutzes. Dennoch glaubte der Herzog den durch seine Schriften höchst verdächtigen Arnold nicht ohne Ge­fahr in seinem Lande dulden zu können, der König möge dochaus faveur für seinen Historiographen ihn in den preußischen Landen employieren. So hielt denn nach drei schweren Sturinjahren Arnold am Sonntag Exaudi 1705 vor seiner gnädigen Herzogin seine schmerz­liche Abschiedspredigt über die auch auf ihn passendeStelle: Job. 15,2616,4. Durch Sprögels Versetzung nach Stolpe in Pommern war nämlich die Stelle zu Werben für Arnold frei geworden. Das preußische Pfarramt also ward dem sturmgeprüften Kämpfer zum Friedenshafen für seine neun letzten Lebensjahre. Sein Geistesschwert durfte nun ruhen, seine Gaben stellte er völlig in den Dienst von Kirche und Schule. Zwei Jahre nur wirkte er in Werben; denn Perleberger städtische Abgeoidnete, sehr selbständig den sonst üblichen Vorschlägen der Regierung zuvor­kommend, hörten den vielgerühmten Mann und gewannen ihn als Ober­pfarrer und Kreisschuliuspektor. Sinnreich wählte er zum Text seiner Antrittspredigt in Perleberg das Gleichnis von der köstlichen Perle. Er gelobte, den Perlebergern durch gewissenhafte Seelsorge die Perle des Reiches Gottes ans Herz zu legen und erbitten zu helfen.Ich würde sehr irren, so sprach er,wenn ich meinem Bernf damit meinte ein Genügen getan zu haben, daß ich etwa wöchentlich ein- oder zweimal eine Stunde zu euch insgemein redete, hernach aber mich weiter um nichts bekümmerte.Überdies wird mir obliegen, Gott Tag und Nacht zu bitten, daß er mir gebe einen unsträflichen Wandel unter euch, da­mit keiner sich durch mein Exempel entschuldigen könne, als hätte er