fi. 3. ordentliche') Versammlung des XXIII. Vereinsjahres.
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B. (3. ordentl.) flersammlung des XXIII. üereinsjahpes.
Mittwoch, den 30. September 1914 im Landeshause.
Der I. Vorsitzende Geheimrat Friede] eröffnete dieselbe mit einer Ansprache ungefähr folgenden Inhalts:
Seit unserer letzten Sitzung am 13. Mai sind nur wenige Monate verstrichen, und doch kommt es uns infolge der plötzlich veränderten politischen Verhältnisse so vor, als sei bereits eine lange, lange Zeit verflossen. Bei unseren Wanderfahrten nach dem Golm und nach Nackel am 17. Mai und 14. Juni war alles noch im tiefsten Frieden uud wir erfreuten uns inbesondere von der Höhe des Golmberges bei Potsdam einer heirlichen Kundschau auf unsere schöne und traute märkische Heimat. Und jetzt eine Welt in Waffen, Völker ans allen Zonen und der verschiedensten Kassen im Kriege gegen uns. Frankreich, die angeblich so friedliche Masse der Bourgeois, aufgehetzt von Zeitungsschreibern und Advokaten, aus denen sich die höchsten Ministerstellen rekrutieren, und von ehrgeizigen Offizieren, die auf Beförderung hoffen. — Rußland ist uns vor einigen Wochen in vorzüglicher Weise von Adolf von Harnack gekennzeichnet worden. Das russische Wesen setzt sich überwiegend aus drei Elementen zusammen: aus dem zarischen Moskowitertum als dem eigentlichen Kern. Der Zar als Vertreter des „aufgeklärten“ Selbst- herrschertums, in Wirklichkeit eines Despotismus, dem Bildung und Aufklärung nicht einmal als notwendige Uebel, sondern überhaupt als überflüssig und schädlich erscheinen. Dann der Cäsaropapismus in seiner verknöchertsten Form, der starrste Byzantinismus mit dem in konfessionellen Formeln und einem an den Fetischkult erinnernden Bilderdienst eingeschnürten aufklärungsfeindlichen orthodoxen Kirchentum. Und als drittes Element: die Horde, richtiger die Herde, die leider viele, viele Millionen zählende große willenlose \olksmasse ursprünglich großenteils tatarischer und mongolischer Herkunft, die für gewöhnlich ruhig, weltfremd und interesselos vor sich hindämmert, aber aufgepeitscht, willenlos und blind ihren Häuptlingen folgt und dann allerdings, w T ie die Geschichte seit den Mongoleneinfällen gelehrt hat, der westeuropäischen Kultur durch weitgreifende Verwüstungen höchst gefährlich zu werden vermag. Das sollten der ganze Westen Europas, insbesondere auch die romanischen Nationen, sich Vorhalten uud klarmachen.
Mit England sei es genug, unsere Feinde aufzuzählen. Für unsere sogenannten germanischen Vettern haben wir zurzeit nur ein Gefühl, in dem tiefste Verachtung und Ingrimm das Bedauern und seelischen Schmerz iibertäuben.
Das alles, vermengt mit halbwilden Elementen aus Asien und Afrika, steht im Bunde wider uns, wider Deutschland, wider unsere Heimat, auch wider unsere engste Heimat, deren Erforschung und Pflege der