Michaei-Kohlhas-Dramen.
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wie bei Maltitz — nicht nur die Pferde selbst füttern, sondern erscheint dazu auch im Knechtsgewande und bittet Kohlhas freiwillig um Verzeihung. Der auftretende Kurfürst ist der von Sachsen; Ising hat es mit manchen der folgenden Bearbeiter gemeinsam, daß die Handlung, um Wiederholungen zu vermeiden, konzentriert wird und daß nur einer der beiden in Betracht kommenden Herrscher auftritt.") Im nächsten Kohlliasdrama 1863 — das Trauerspiel in sechs Akten von Robert Prölß (1821 1906) — erscheint nur der Kurfürst von Brandenburg; einen Anschluß an Kleist deutete es schon durch den Hinweis an: Der Stoff dieses Trauerspiels
ist der Erzählung des H. v. Kl. entnommen. Prölß hat mit Ising eine Scene gemeinsam, welche den Edelsinn des Helden veranschaulichen soll; das Anhalten des Roßkams, das Pfänden und Schinden der Pferde, die Mißhandlung des Knechtes, das Verhör, das Kohlhas mit diesem anstellt: das Alles stimmt zu Kleist; wie in der Novelle wird die
In keinem ungerechten Handel kam sie um ...
Das will der Kohlhas zeigen vor der Welt!
Hört’ was ich bitte! schafft mir frei Geleit Nach Dresden, daß ich selbst zum Fürsten gehen Und meine Sache vor ihn legen darf!
Luther: Ich will versuchen, Kohlhas; ob er Dir'»
Verwilligt, weiß ich nicht! auf jeden Fall Streckst Du die Waffen und erwartest still Die Stunde, wo ich Dir den Bescheid Dir sende!
(Luther geht ab; Kohlhas ergreift seine Hand und küßt sie. Er geht dann allein auf
und ab in sichtlicher Bewegung)
Kohlhas: So hätt’ ich Dich denn mißverstanden, Rächer Im Himmel? Ja, wenn Wahrheit hier auf Erden Noch wohnen kann, so spricht sie dieser Mann!
Dann weh mir! ... mich bangt, ich habe schwer Gefrevelt ... nicht verstoßen war ich, drum Auch nicht berufen, diese Welt zu richten!
O Lisbeth, Herse! was mir Euer Sterben
Hat sagen sollen — — — ich verstand es nicht!
Mein Ohr war taub, mein Auge war geblendet!
Und hat mich Alles denn getäuscht? Dies Schwert,
Das mir die ew’ge Vorsicht selber sandte.
Nein ... nein ... das zeugt für mich! Hier steht Der Spruch geschrieben — — — aber Gott, da fällt's Wie Schuppen mir vom Auge! Ja, du hast Dich schwer betrogen. Kohlhas! sagt’s nicht deutlich:
Tod und Verderben dem, der mich zur Untat zwingt!
Das trifft mich selber ... Gott, wie steh’ ich hier?
Mein eigen Schwert verhängt mein Urteil mir!
(Der Vorhang fällt).
e ) Ich habe nur eine einzige Aufführung des Isingschen Stückes ermitteln können, im Hoftheater zu Wiesbaden am 24. September 1892, wo Karl Köchys kraftvolle Charakterisierungskunst den Luther gab.