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E. Friedei.
für die der Baugrund zumeist mühsam gewonnen wurde; denn der Werder bestand aus mehreren Inseln von Altwassern der Spree getrennt und erforderte zur Herstellung von Straßen beträchtliche Zuscluittuugen.
Als ältestes größeres Gebäude war wohl das kurfürstliche Ballhaus zu bezeichnen, das nicht etwa zum Tanzvergnügen diente, sondern zu Ballspielen, die sportmäßig schon seit vielen Jahrzehnten betrieben, jedoch wie manches Aehnliche von dem gestrengen König Friedrich Wilhelm I. als Müßiggang bezeichnet wurden und in Verfall kamen. Aber noch einem andern edlen Sport, der Jagd, diente der Friedrichs-Werder ganz hervorragend, denn in ihm lag der große kurfürstliche Jägerhof und die Falkonier- straße, wo die Jäger wohnten, die die prächtigen Jagdfalken zur Reiherbeize abrichteten. . Beim Jägerhof wurden Bären gehalten, die Adlerstraße erinnert an die Adler und Geier, die dort zum Vergnügen und Sport verpflegt wurden. Auch der unter Friedrich II. aussterbende Wisent oder Wildochs sowie das ostpreußische Elchtier erschienen hier ab und zu als seltene, von der Menge angestaunte gewaltige Sporttiere.
Die mühselige Bauplatzgewinnuug und der Umstand, daß der neue Stadtteil nach dem Vaubanschen System mit Bastionen umhängt an die Stadtbefestigung von Alt-Kölln angeschlossen werden mußte, verursachte es, daß die Bauquartiere des Werder zumeist winzig ausfielen: man denke nur an die Schuster- und Kreuzgasse nahe der (lertraudtenbrücke. Auch im Triangel sah es nicht anders aus. Vielfach waren die Häuser nach niederländischer Art, die der Kurfürst liebte, gebaut. Daher die Back- und Ziegelsteine, die kleineres Format als unsere jetzigen aufweisen, insbesondere aber von dem Klosterformat der mittelalterlichen Steine in Alt-Berlin und Alt-Kölln bedeutend abweichen. Auffallenderweise übernahm man aber im Friedrichs-Werder den Abputzbau, der eigentlich einen Niedergang des Ziegelhaus bedeutet, während die Bauten des genannten zweiten preußischen Königs im holländischen Viertel zu Potsdam einen ausgezeichneten Rohziegelbau zur Geltung bringen sollten.
In der Intrigenzeit unter Kurfürst Friedrich III. fiel (1691) Raule in Ungnade, und sein Vermögen wurde beschlagnahmt Nachdem er, anscheinend schuldlos, zu Spandau von 1698 bis 1702 gesessen, wurde er freigesprochen, ging nach Hamburg und starb dort etwa 1708, ohne daß bislang sein Grab ermittelt ist, im Elend. Der Nachfolger im Besitz, Hofrat Kölsch, vernachlässigte die Front und Passage im eigentlichen Raules Hof, vergrößerte und verschönerte aber mit Recht die Gebäude an der Alten Leipziger Straße, weil diese inzwischen eine besuchte Verkehrsader geworden war. Schließlich sind hier entstanden drei Stockwerke mit neun Fenstern Front und anschließend an der Unterwasserstraße eine Fassade, vier Fenster Front, drei Stock uud Mansarde, daun bei Nr. 9 zunächst ein Haus ohne Eingang von der Straße, vier Stock nut je fünf Fenstern, daran angeschlossen Nr. 9 a, Nebenhaus,