Heft 
(1916) 24
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E. Frieilel, Benjamin Raule und Raule» Hof.

ein kleines einfenstriges Gemach. Mitunter trat dahinter, also gegen die eigentliche Hauptfront zurückgerückt, ein bewohnbares Dachgeschoß, meist rechts und links von dem Giebelgeschoß, je ein Fenster breit, auf. Von solchen Gebäuden ist ein recht typisches Beispiel gegenüber dem Friedrichs- Werder an der Friedrichsgracht erhalten. In dem Triangel ist nur noch ein einziges derartiges Vorbild vorhanden. Es ist ungemein traulich, ein wie ein Schmuckkästchen gehaltenes Einfamilienhaus, bis vor Kurzem den Teigescheu Erben gehörig, Ilolzgartenstraße 8, das der zu früh ver­storbene Hofgoldschmied der Königinnen von Rumänien und von Bulgarien im alten Stil erneuert hat. Faul Teige wurde mit der Restaurierung und Nachbildung der kostbarsten Goldfunde betraut. So entstanden u. a. die in allen Kunstmuseen zu findenden großartigen Nachahmungen des Gold­fundes von Vettersfelde, ferner des ostgotischen Goldschatzes von Petroessa und des unvergleichlichen Goldfundes von Iliddensöe mit dem UXX) nach Chr. vermutlich der Wikingerkönig Olaf Trygvason von seinem Drachen­schilf Orm nach verlorener Schlacht sich in die Ostsee stürtzte, hier in diesem holländischen Giebelhause, dessen Erhaltung im kuust- und orts­geschichtlichen Interesse wünschenswert erscheint. Zwei Stockwerke, drei Fenster Front. Hoher Giebel in zwei Stockwerken mit zwei bzw. einem Fenster. Dahinter rechts und links noch eins der vorher geschilderten flachen Dachgeschosse. Dann ist noch ein zweites, altes, obwohl etwas jüngeres Haus, Adlerstraße 14, anzuführen, mit der im 17. und 18. Jahr­hundert üblichen einseitigen Freitreppe, drei Stockwerke, vier Fenster Breite, selbstverständlich Abputz.

So gewaltig hat die modernisierende Zeit in diesem Geschäfts­und Industiüe-Triangel gehaust, daß unversehrt nur noch diese beiden Häuser vorhanden sind. Ja, aber Raules Hof! Wie steht es damit? Leider sehr, sehr traurig. Ich bin, wie Eingangs angedeutet, aus Ab­geordneten- uud aus Marinekreisen ersucht worden, mich über den also genannten Häuserblock zu äußern, da er verkauft und dem Abbruch ge­widmet sei: ob es geraten und möglich wäre, ihn als Braodenburgisches Marinehaus zu erhalten. Ich habe auf die ungemein schwierige Unter­suchung mehrere Tage verwendet und dabei als Vorarbeit u. a. die sorgfältige Abhandlung benutzt, die Dr. C. Brecht am 1. Mai 1872 in den Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins veröffentlicht hat. Danach ist die in der Bürgerschaft weit verbreitete Ansicht, als wenn der Marine­direktor Benjamin Raule mit seiner Gattin Apollonia (berlinischPlünne genannt) hauptsächlich die stattliche Front nach der Alten Leipziger Straße bewohnt habe, weil nämlich der eigentliche Raules Hof Nr. 1, 2 und 2a nach der Vorderseite durch das Röhlichsche dreifensterige und vierstöckige Haus Alte Leipziger Straße la und durch das große, quer vorgebaute Haus Adlerstraße 7 ganz in den Hintergrund gedrängt ist, durchaus irrig. Man muß sich diese beiden Häuser fortdenken, dann