Heft 
(1916) 24
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Von einem der drei vom Brande verschont gebliebenen Häuser, dem einzigen, das jetzt noch zum Teil steht, stammt das Giebelbrett Abb. 1. Vermutlich ist die Spitze abgebrochen. Das Giebelzeichen ist aber natürlich sehr viel jünger als das Haus; kaum eins der jetzt an den Giebeln des Dorfes befindlichen Zeichen ist älter als 70, höchstens 80 Jahre. Im Lauf dieser Zeit ist das Holz, das an der Spitze des Giebels jedem Wetter ausgesetzt ist, meist vollständig verwittert.

Von den beiden am häufigsten in Wilkersdorf vorkommenden Giebel­zeichen, Abb. 2 und 3, konnte ich den Urheber feststellen, der noch jetzt, 81 Jare alt, in Alt Drewitz lebt. Leider war nicht mehr viel von ihm zu erfahren. Der Sohn sagte mir, daß sein Vater schon in ganz jungen Jahren diese Giebelbretter geschnitten habe. Ob die Motive von einem älteren Dachdecker übernommen wurden, ob irgend eine Bedeutung den jetzt orna­mentalen Formen zu Grunde gelegen hat, war bisher nicht zu ermitteln. Abb. 2 und 3, besonders 3 in der Form, wie sie die punktierte Linie auf der Zeichnung zeigt, sind auch vielfach in den umliegenden Dörfern, so in Gr. Cammin und Tamsel vertreten. In Tamsel fand ich das Giebelzeichen 3, wie es auf der Zeichnung zu sehen ist, wenn man sich die punktierten Linien wegdenkt. Die Spitze ist gleich in der Kreuzform geschnitten gewesen, aber die beiden Zacken des darunter liegenden Balkens sind nachträglich, wohl weil sie beschädigt waren, weggeschnitten worden. Man könnte auf den Gedanken kommen, es sollte eine Glocke mit einem Kreuz darüber dargestellt werden. Es ist aber kein Zweifel, daß diese Form absichtslos entstanden ist. Auch Abb. 4 und 5 sind auf Abb. 3 zurückzuführen.

Abb. 6 ist erst in neuester Zeit ergänzt worden, die andere Giebelseite trägt noch deutlich erkennbar die Form wie 3, doch ist das Giebelbrett durch Witterungseinflüsse sehr verstümmelt.

Abb. 7, ein im Jahre 1913 bei einer Neudeckung des Hauses entstan­denes Giebelzeichen, zeigt, ebenso wie Abb. 6, wie wenig Aufmersamkeit und Liebe jetzt oft einer Eigenheit des Bauernhauses zugewandt wird, die sicher vor nicht allzulanger Zeit in künstlerischer Weise dem Hause angepaßt, fast jeden Giebel der Neumark zierte. Auf demselben Hof, auf dem sich die Form wie Abb. 7 befindet, ist das Giebelzeichen Abb. 5, dem der Dachdecker nach Aussage des Besitzers, weil es beschädigt war und weil es vor allen Dingen dann besser zu dem neuen paßte, den oberen Teil weggeschnitten hat.

Abb. 8 und 10 schmücken die Giebel von zwei älteren Scheunen, Abb. 11 ist an einer neuen Scheune angebracht. Auch hier sind, meine ich, die Formen der älteren Zeichen die besseren.

Abb. 9 ist interessant durch seine Stellung am Giebel. Es sitzt nicht vor der Giebelspitze, die es doch eigentlich schützen soll, sondern seitlich und wird durch ein Brett an der Windlatte festgehalten.

Abb. 12 ist der Rest eines verwitterten Giebelzeichens, dem man, bevor es vollständig entfernt werden muß, noch diese letzte Form gegeben hat.

Im Gegensatz zu den Giebelzeichen 2 und 3, die, wie oben gesagt, häufig Vorkommen, sind alle anderen Giebelzeichen in Wilkersdorf nur einmal vertreten. Abb. 13 habe ich zweimal gefunden.