Die liturgischem Dnicke des Bistums Lebus.
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und daß sie für die Herstellung eines umfänglichen liturgischen Werkes eigentlich nicht eingerichtet war.
Diese Mängel empfindet man doppelt, wenn man das Viaticum mit dem Breviarium Lubucense vergleicht. Es ist die Vermutung ausgesprochen worden, auch das Breviarium sei in Frankfurt a. 0. entstanden. Diese Annahme ist aber vollkommen unglaubhaft; denn wenn eine Frankfurter Druckerei imstande gewesen wäre, einen so tadellosen Druck herzustellen, wie es das Breviarium ist, so hätte Hans Hanaw sich niemals mit seinem Viaticum an das Licht der Öffentlichkeit wagen dürfen.
Von dem Breviarium ist bisher nur der Winterteil aufgefunden worden. Auch dieses Unicum gehört der Königl. Universitätsbibliothek in Breslau. Es ist ein Quartbaud von 370 Blättern in altem Originalband: Holzdeckel mit gepreßtem Schweinsleder überzogen. Angaben über Ort und Zeit der Entstehung sind darin nicht enthalten; da dies aber nur der erste Teil des Breviers ist, wäre es nicht ausgeschlossen, daß diese Nachrichten sich am Schlüsse des zweiten Bandes, der das Werk abschloß, befunden hätten.
Sein Inhalt ist der dem Brevier gewöhnliche, wenn auch die Anordnung etwas von der allgemein üblichen abweicht. Auf den Kalender und die allgemeinen Anweisungen folgt zunächst das Psalterium mit den Hymnen, Vigilien und Collekten, dann das Commune sanctorum, und weiterhin erst der Sonntagsdienst (de tempore) und der Heiligendienst (de sanctis). Es ist übrigens nicht ausgemacht, daß dies die vom Herausgeber beabsichtigte Reihenfolge gewesen ist. Nur das Psalterium und Commune sind durch eine gemeinsame Signaturenreihe (a 8 b 10 c-k 8 l 6 m-r 8 s 10 ) in ihrer Stellung zueinander festgelegt; die beiden anderen Teile haben jeder ihre Signaturen für sich; der Heiligenteil A-G 8 H 4 , der Sonntagsteil aber eine sehr wenig sorgfältig ausgeführte Lagenbezeichnung durch Zahlen, indem seine 16 Lagen von je acht Blatt mit Zahlen von 1—XXXI bezeichnet sind. Doch spricht eins dafür, daß die Ordnung des Bandes doch die richtige ist: das erste Blatt der Lage a ist auf der Vorderseite leer und trägt einen Holzschnitt auf der Rückseite, und das Beatus ille des Psalter-Anfangs ist die einzige Stelle, die durch eine Zierinitiale ausgezeichnet ist. Übrigens hat auch das Breviarium kein Titelblatt, und daß es für die Diözese Lebus bestimmt ist, findet sich gerade am Anfang des Buches nicht ausgesprochen. Erst am Anfang des Commune, des Sonntagsteils und des Heiligenteils heißt es jedes Mal: secundum chorum ecclesiae Lubucensis. Aber wenn auch das nicht der Fall wäre, würde doch der kirchliche Kalender mit seinen Heiligenfesten die Bestimmung für Lebus verraten.
Höchst eigentümlich ist das Breviarium in typographischer Hinsicht. Wie das Viaticum ist es in zweispaltigem Satz angeordnet und bat 35 Zeilen in jeder Kolumne. In der ersten Lage von 10 Blatt, die