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Prof. Dr. Konrad Haebler.
den Kalender und die Vorstücke enthält, ist auch in der üblichen Weise der zweifarbige Druck in schwarz und rot verwendet. Aber wenn auch die verschiedenfarbigen Worte im allgemeinen nicht schlechter als sonst zu einander stehen, so finden sich dagegen ein Paar auffallende Stellen, wo Fehler beim Einfärben vorgekommen sind, so daß dieselben Worte zwei Mal in rot und schwarz über einander abgedruckt sind. Es scheint also doch, als ob der Rotdruck Schwierigkeiten bereitet habe und deshalb ist er im ganzen übrigen Brevarium ausgeschaltet. Dafür mußte der Drucker nun aber einen Ersatz finden, und das hat er so zuwege gebracht, daß er nicht nur zwei, sondern sogar drei Typen auf denselben Kegel gebracht, also gekuppelt hat. Allerdings unterscheiden sich die beiden eigentlichen Breviertypen nur durch die Gemeinhuchstaben, die Minuskeln, während für beide Schriften die gleichen Majuskeln verwendet werden, ein Verfahren, dem wir auch anderwärts noch manchmal in Brevieren und Missalien des 15. und 16. Jahrhunderts begegnen. An Stelle des Rotdrucks aber hat der Drucker noch eine dritte Type verwendet, die nicht nur abermals größer, sondern vor allem auch wesentlich fetter ist als die eigentlichen Breviertypen, so daß sie ihren Zweck, die darin enthaltenen Anweisungen für das Auge stark hervorzuheben, in der Tat fast ebenso gut erreicht, als dies sonst mit Hilfe des Rotdrucks geschieht. Alle drei Schriftarten sind aber natürlich in diesem Druck gotisch, und sie sind in ihrem Stile so vorzüglich einander angepaßt, daß der Druck in seiner Gesamtheit einen ausgezeichneten, dem Auge durchaus wohltuenden Eindruck macht. Das Papier ist ebenfalls kräftig und hat den Einflüssen der Zeit vorzüglich widerstanden, so daß die breiten Ränder des in ziemlich schmalen Kolumnen ungeordneten Satzes dem Druckwerk ein recht vornehmes Aussehen geben.
Zu dem vornehmen Stile des Buches paßt auch der Holzschnitt. Er ist nicht aus der Hand eines Meisters ersten Ranges hervorgegangen, aber er verrät mit seinen kräftigen Konturen, mit seinen scharfgebrochenen Faltenlinien und den derben fast durchgängig ganz parallel geführten Schraffen die strenge ältere Schule der Holzschneidekunst, die es noch durchaus verschmähte, auf eine mehr malerische Wirkung auszugehen. Der Holzschnitt stellt den Bischof dar stehend, mit Stab und Mitra, aber halb verdeckt durch einen von zwei Engeln gehaltenen Wappenschild. In der Haltung der Engel sind starke zeichnerische Fehler, die nur zum Teil durch die Raumverhältnisse entschuldigt werden. Etwas besser ist der Bischof weggekommen, dessen Gesicht recht wohl ein Streben nach Porträtähnlichkeit bedeuten könnte.
Von besonderem Interesse für die Geschichte des Buches mußte der Wappenschild sein, wenn es sich dabei überhaupt um ein Familienwappen handelte. Es ist in den liturgischen Drucken der verschiedenen Diözesen eine häufig wiederkehrende Erscheinung, daß ihnen gleichsam