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Prof. Dr. Konrad Haebler.
nichts über seinen Ursprung verrät, auch dieses Geheimnis abzulauschen suchen. Das nächstliegende Hilfsmittel dafür ist die Gestalt der darin verwendeten Typen. Es gibt allerdings auch aus der Zeit der Wiegendrucke schon Typen von so außerordentlich weiter Verbreitung, daß aus ihnen, wenn sie allein auftreten, ein sicherer Schluß auf den Ursprung des Druckes nicht mehr möglich ist. Zum Glück gehören die Typen des Breviarium nicht zu dieser Gattung. Auch sie tragen zwar ein ziemlich deutliches Familiengepräge, aber die Drucker dieser Gruppe gehören ausnahmslos dem nordöstlichen Deutschland au, und entstammen entweder unmittelbar der Familie Brandis, oder ihre Benutzer haben wenigstens anscheinend bei einem Gliede dieser Familie ihre Schulung als Drucker durchgemacht.
Von den drei Typen des Breviarium ist die größte, für die liturgischen Anweisungen gebrauchte, so viel wir bis jetzt wissen, überhaupt nur an dieser einen Stelle zur Verwendung gelangt. Die beiden eigentlichen Breviertypen unterscheiden sich aber nur durch die größeren und kleineren Gemeinbuchstaben, und zwar gehören zu den Majuskeln, wie das der nur mit einer Type gedruckte Kalender ausweist, eigentlich die größeren Minuskeln. Auch die Gemeinbuchsfaben, und zwar sowohl die größeren, als die kleineren, können wir ganz ebenso wiederum nicht anderwärts nachweisen. Dagegen kommt der ganze Satz der Majuskeln fast völlig übereinstimmend — selbst das schiefstehende N ist allen drei Typen gemeinsam — an zwei verschiedenen Stellen vor. Einmal bedient sich einer solchen Type, und zwar auf dem gleichen Kegel wie im Breviarium Lubucense, 20 Zeilen — 86-87 mm, Moritz Brandis in Leipzig und Magdeburg; anderseits kommen die Majuskeln ebenso bei einem Lübecker Drucker, aller Wahrscheinlichkeit nach ist es Matthaeus Brandis, vor, der im Jahre 1493 ein Doctrinale altum des Alanus de Insulis gedruckt hat, und darnach vorläufig als der Alanus-Drucker bezeichnet worden ist. Einen von diesen beiden müssen wir nun wohl als den Drucker des Breviarium Lubucense vermuten. Für den Moritz Brandis könnte es sprechen, daß er in Magdeburg räumlich der Stadt Lebus näher war, als sein liibischer Rivale; außerdem hat er ein Missale für Ilavelberg gedruckt, also Beziehungen zu den märkischen Bischöfen unterhalten. Es spricht aber doch auch eine ganze Reihe von Umständen gegen ihn. Zunächst ist der Stil der Gemeinbuchstaben, die er zu den bewußten Majuskeln gebraucht hat, bei weitem stärker von denen unseres Breviers abweichend, als dies bei dem Alanus- Drucker der Fall ist. Dann aber, und darauf möchte ich das Hauptgewicht legen, hat es Moritz Brandis offenbar ziemlich wenig verstanden, sein Typenmaterial jeweils den verschiedenen Aufgaben anzupassen und es ständig zu erneuern. Seine Werkstatt ist nicht schlecht mit Typen ausgestattet; aber die Sätze, die er besitzt, verwendet er, ohne irgend