Heft 
(1916) 24
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Die liturgischen Drucke des Bistums Lebus.

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welche Aenderungen an ihnen vorzunehmen, in den verschiedenartigsten Drucken, sodaß ihm eine so intelligente Neuerung, wie die dreifach gekuppelte Type des Breviariura Lubucense kaum zuzutrauen ist.

Gerade die Beweglichkeit und Vielseitigkeit der Typen ist aber ein charakteristisches Moment der Lübecker Druckereien; gerade dieser Umstand macht die Erforschung des Lübecker Frühdrucks zu einer außerordentlich schwierigen Aufgabe, und hat uns genötigt, die in Lübeck entstandenen Inkunabeln vorläufig nur nach gemeinsamen druck­technischen Merkmalen in Gruppen zusammenzustellen, von denen wir viele noch nicht in sichere Beziehung zu bestimmten einzelnen Druckern zu bringen vermögen. Ich bin deshalb der Ansicht, daß das Breviarium doch wohl eher, als mit Moritz Brandis, mit der Gruppe des Alanus- Druckers in Verbindung zu bringen ist, trotzdem daß dessen Type mit den entsprechenden Majuskeln einen etwas größeren Kegel, 20 Zeilen gleich 98-99 mm, aufweist. Diese Vermutung findet eine gewisse Unter­stützung darin, daß die einzige Spur von dem Breviarium Lubucense außer dem Breslauer Exemplar uns nach Lübeck führt. Die Lübecker Buchbinder hatten nämlich in ganz besonderem Umfange die Gepflogenheit, ihre Einbände, um mit dem damals noch kostbaren Papier zu sparen, mit makulierten Bogen von Iübischen Druckerzeug­nissen auszukleben. Sie haben uns auf diese Weise kostbare Reste an­scheinend untergegangener alter Drucke überliefert. In einem Iübischen Bande der Hamburger Stadtbibliothek hat nun schon vor längerer Zeit Dr. Collijn aus Stockholm einige Blätter unseres Breviariums entdeckt, ohne daß er sogleich imstande gewesen wäre, deren Zugehörigkeit zu bestimmen; aber auch er neigte damals dazu, in ihnen ein Erzeugnis des Alauus-Druckers zu sehen, ohne sich doch zu einer bestimmten Stellungnahme entschließen zu können.

Für mich besteht um so weniger ein Zweifel darüber, daß das Breviarium ein Lübecker Druckerzeugnis wohlgemerkt: aus der Zeit vor 1490 ist, als ja auch das Missale Lubucense, und zwar wie ich glaube, nicht allzu lange nachher, in Lübeck gedruckt worden ist.

Ich habe eingehend von diesem Missale gehandelt in einem von zahlreichen Reproduktionen begleiteteten Aufsatz, der in der Nordisk Tidskrift för bok- och biblioteks-väsen, Jahrg. II, S. 53-76 erschienen ist, und muß mich hier darauf beschränken, das Wesentlichste daraus zu wiederholen. Das Missale, ein Folioband von annähernd 300 Blättern, ist bei der Inventarisierung der Wiegendrucke aufgefunden worden, und konnte anfangs nicht näher bestimmt werden, denn es entbehrt, wie das Breviarium, der Ursprungszeugnisse. Hier kam dazu noch die weitere Schwierigkeit, daß die drei aufgefundenen Exemplare in der Zusammen­setzung der einzelnen Stücke alle drei von einander abweichen, daß * aber auch die gemeinsamen Stücke darauf hinweisen, daß das Missale