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I’rof. Dr. Konrad Haebler.
in seiner endgültigen Form nicht in einer einzigen Druckerei hergestellt ist. Vielmehr schließen sich an den älteren Kern, der aus dem Kalender, dem Winter- und Sommerteil und vielleicht einem Kanon besteht, jüngere Stücke an, die teils, wie die Sequenzen aus derselben Werkstätte zu stammen scheinen, teils wie die mit Noten ausgestatteten Präfationes und besonders die dem Bande vorgehefteten einleitenden Stücke aus der Druckerei des Konrad Kachelofen in Leipzig herrühren, von diesem aber im Auftrag des Bischofs von Lebus hergestellt sein müssen, weil sie auf der ersten Seite ein kombiniertes Bischofswappen tragen, von dem zwei Schilder dem Bistum Lebus, zwei dem Dietrich von Biilow zugehören. Die Deutung des Wappens war allerdings erst möglich, nachdem der Festkalender als derjenige von Lebus erkannt und schließlich auch mitten in dem Missale eine Stelle gefunden worden war, in der es hieß: (Jollecta generalis secundum chorum lubncensis ecclesiae. Der Druck des Hauptteils ist, wie ich in dem betreffenden Aufsatze weitläufig bewiesen habe, Lübecker Arbeit, und zwar steht er durch gewisse sehr charakteristische Eigentümlichkeiten einerseits den Missalien für Strengnäs und Abo, die Bartholomäus Gothan 1487 und 1488 druckte, ganz besonders aber einem Graduale Suecicum sehr nahe, das leider auch keinerlei Angaben über seinen Ursprung enthält, aber von den einen demselben Gothan, von Dr. Collijn, dem besten Kenner der Lübecker Drucke, dagegen dem Stephan Arndes zugewiesen und auf die Zeit von 1492/3 datiert wird.
Das Interessante ist, daß sich in dem Kanon des einen der drei Exemplare des Missale Lubucense ein Crucifixus findet, der die Druckermarke des Bartholomäus Gothan am Fuße des Kreuzes trägt. Dieses Bild kehrt auch in den Revelationes Birgittae wieder, die derselbe Drucker 1492 herausgegeben hat. Leider hat sich aber aus dem Zustande des Holzstocks in den beiden Drucken nicht vollkommen einwandfrei ermitteln lassen, in welchem von beiden er zuerst zur Verwendung gelangt ist. Außerdem steht es auch nicht einmal fest, ob dieser Kanon ursprünglich zu dem Missale Lubucense gehört hat, denn ein zweites Exemplar hat gar keinen, das dritte aber einen anderen, unzweifelhaft nicht dazu gehörigen Kanon.
Obgleich ich bei der Abfassung jenes Aufsatzes noch nicht erkannt hatte, daß das Breviarium Lubucense schon der Zeit des Bischofs Ludwig von Burgsdorf angehörte, war ich über das Missale zu folgendem Schlüsse gelangt: Der Druck ist wahrscheinlich bereits von einem Vorgänger des Dietrich von Biilow, sei es von Günther von Bunan oder gar schon von Ludwig von Burgsdorf, bei einem Lübecker Drucker, vielleicht Bartholomäus Gothan, vielleicht auch nur einem, dem dessen Materialien zu einem Teile zugänglich waren, in Auftrag gegeben worden. Zur Ablieferung gelangte es aber erst, als bereits Dietrich von Bülow