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5. (3. außerordentliche) Versammlung des XXIV. Vereinsjahres.
Stil der Kirche ziert Bachs Büste. Viele Mitglieder bestiegen den Dachstuhl, in dem man die Rabitzdecke der Kirche an starken Kupferdrähten hängen und mit dem Eisengebälk verbunden sah, und den Glockeuturm. Orgel und Glocken haben elektrischen Antrieb, der ebenfalls besichtigt wurde. Das Geläut, in der Bochumer Stahlgießerei gefertigt, besteht aus 3 auf H, D, F abgestimmten Glocken, deren größte 2 Meter hoch ist. Die mittlere Glocke trägt die Namen der damaligen Pankower Pfarrer, Ältesten und Baukommissionsmitglieder. Zur Außenarchitektur der Kirche ist hydraulischer Putz mit Werksteinsockel und Werksteingliederung verwandt, für Altar und Taufstein Kottaischem Sandstein, ebenso für die Giebelfiguren auf dem Hauptportal, die den segnenden, auferstandenen Heiland, umgeben von Luther und Paulus, den größten Verkündigern der Glaubensgerechtigkeit, darstellen, Figuren, die außer der des Paulus nicht glücklich zu nennen sind und deshalb den Berliner Volkswitz schon reichlich über sich haben ergehen lassen müssen. Im Glockenturm befinden sich zu ebener Erde Garderoben- und Toilettenräume, so daß in dieser modernen Kirche in der Tat für alles gesorgt ist! Gegenüber der Kirche liegt die großstädtische Pfarrkaserne: ein dreistöckiger, großer Steinbaukasten, ohne Garten, mit 3 Pfarrerwohnungen, Wohnung und Geschäftsraum des Küsters, Schwesternstation, Wohnung des Kirchendieners, Sälen für die männliche und weibliche Jugend und einem großen Kinderhort mit großem Spielplatz.
Nach Besichtigung dieser Hoffnungskirche durchwanderte die Brandenburgia den Südteil Pankows und gelangte nordwärts die Berlinerstraße entlang, die ja auch ihre mit Berlin verbundene Geschichte hat, bis zur „alten Kirche“, die eigentlich den umständlichen Namen „zu den 4 Evangelisten“ trägt, deren ältester noch vorhandener Teil ins Jahr 1230 zurückgeführt werden kann. Das Innere der Kirche ist jeder Sehenswürdigkeit bar. Pfarrer Jungklaus gab einen Überblick über Namen, Entstehung und Geschichte Pankows, Niederschönhausens und besonders noch des Pankower Bürgerparkes und Schönhauser Schlosses. Besonders dankenswert waren die wertvollen Ergänzungen aus der Mitte der Hörer, zum Teil aus eigenen Erlebnissen und Erinnerungen heraus. Wer über die Geschichte der Vororte Pankow und Niederschönhausen Näheres wissen will, dem sei neben F. Beiers „aus vergilbten Blättern“ (Verlag von Fr. Zillessen, Berlin C. 19) noch besonders empfohlen L. May „Pankow einst und jetzt“ (Verlag von Emil Pilger-Pankow). Über das Schönhauser Schloß haben Paul Lindenberg in seiner Sammlung „Berlin“, 3. Bändchen (Reclams Uuiversalbibliothek) und Fontane geschrieben. Niederschönhausens Geschichte (kirchlich wie politisch) ist neuerdings bearbeitet worden von Pfarrer Rudolf Jungklaus und Lehrer Rehfeldt in den „Niederschönhausener Evangelisch-kirchlichen Nachrichten“ (Schriftleitung: Pfarrer Faugauf-Niederschönhausen). Nachdem Pfarrer