Heft 
(2017) 24
Seite
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72 Otis 24(2017) 1994). In der westlichen Niederlausitz mit ihren großräumig guten Auerhuhn-Habitaten soll sich die Regulierung der Prädatoren auf die Aufbauphase beschränken. Danach muss die Art mit ihren na­türlichen Feinden leben. Bis zum Erreichen dieses Zustands gilt es,möglichst in allen Entwicklungsräu­men ein Prädatoren-Management ­durchzusetzen. Die Erfahrungen aus den ersten fünf Jahren der Wiederansiedlung weisen Rotfuchs und Habicht als Hauptfeinde aus, für Waschbär und Wildschwein wird selbiges vermutet. Letzteres kann auf Grund der Art und Weise der Nahrungssuche vor allem Gele­gen und Küken gefährlich werden( G ärtner & K laus 2004). Die Wahrscheinlichkeit des Auffindens wäre groß, wenn das Wildschwein zur Zeit der Brut und der Kükenaufzucht den Wald in hoher Dichte besie­deln würde. Dies ist jedoch nicht der Fall, da sich das Schwarzwild im Projektgebiet zu dieser Zeit über­wiegend in der Feldflur aufhält. Sobald und solang die Äcker ausreichend Deckung und Nahrung bieten (Mai–August) verlässt die Mehrzahl der Wildschwei­ne die Wälder(Abb. 14) und stellt für die Gelege und Küken der Auerhühner nur eine geringe Gefahr dar. Diese geht in der Regel von nur wenigen Individuen aus, die im Wald verbleiben.Es sei denn, Jäger binden Schwarzwild durch eine Lockfütterung(Kirrung) bewusst an das Waldesinnere. Daher ist neben einer scharfen Bejagung der im Wald verbliebenen Wild­schweine zwingend auf eine Kirrung mit Mais u. ä. zu verzichten. Einem Kirrverbot in den Auerhuhn-Ent­wicklungsräumen von März bis August ist mit einer amtlichen Verfügung der Jagdbehörden der entspre­chende Nachdruck zu verleihen. Hier allein auf frei­willige Einsicht zu ­setzen, reicht nicht aus. In den Wäldern der Lausitz stellen zur Brutzeit of­fenbar zwei Raubsäuger, Rotfuchs und Waschbär, den Gelegen nach. Da der Mensch in der Kulturlandschaft diese Prädatoren begünstigt, schädigt er ungewollt das Auerhuhn( K laus 1997b). Mit dem Wegfall des Raubwildfangs mit Tellereisen(seit 1990) und dem Beginn der vollflächigen Tollwutimmunisierung(in der Lausitz seit 1991; seit 1993 auch in Polen; T schirch 2001) kam es zur weiteren Zunahme der beiden Beu­tegreifer( M öckel et al. 1999, M öckel 2004). Da der Rotfuchs in Mitteleuropa optimale Le­bensbedingungen vorfindet und außer dem Wolf derzeit keine natürlichen Feinde hat, reguliert sich die Population nicht selbst( G oretzki 1997). Folglich sinkt bei einer mäßigen Bejagung(Gelegenheitsab­schüsse) die Dichte des Rotfuchses nicht( G oretzki 2007). Dafür sprechen auch die im Projektgebiet ge­machten Erfahrungen, wo man die Art(Waldflächen der DBU-Naturerbe GmbH ohne Jagd auf Raubwild, deshalb von Betrachtung ausgenommen) als ganz­jährig jagdbare Art mit Nachdruck hätte reduzieren können. Die Prädatorenkontrolle ist Teil der gesetz­lich verankerten Hegepflicht und daher eine originä­re Aufgabe der Jäger. Dennoch erlosch im Jahr 1990 mit dem Wegfall des Prämiensystems deren Interesse am Fallenfang. Mancher Schuss unterbleibt seitdem, auch weil es mit der Umstellung von Jagdgewehren mit Flintenläufen auf Kugelwaffen zu höheren Mu­nitionskosten kommt.Viele Förster sehen zudem im Rotfuchs als natürlichem Feind von Mäusen einen Unterstützer. Die aktuelle Bedrohung durch das invasive Neozoon Waschbär dürfte auf Grund der hohen Wahrscheinlichkeit des Zusammentreffens mit ­Auerhühnern sehr groß sein. Hinzu kommt, dass der Kleinbär gut klettert. Dass er nachts Auerhühner auf den Schlafbäumen erbeutet, ist dennoch unwahr­scheinlich.Aber er verursacht Störungen, so dass bei Dunkelheit abfliegende Auerhühner durch andere Feinde oder Anflug an Hindernisse einer zusätzli­chen Gefahr ausgesetzt sind. Rotfuchs und Waschbär stellen in der Lausitz offenbar die größte Gefahr für das im Wald leben­de Auerhuhn dar. Das Prädatorenmanagement muss sich auf diese Arten konzentrieren und in den Auerhuhn-Entwicklungsräumen(Waldinnen­bereiche) nachweisbare Effekte erzielen. Dies ist im Hinblick auf die Nachtaktivität beider Präda­toren(Abb. 12, 13) nur durch Fallenfang möglich. Bejagung in den umliegenden Revieren kann diese Bemühungen unterstützen. Unter den aktuellen Be­dingungen(Vielzahl kleiner Reviere, beschränkte zeitliche Möglichkeiten der Jäger) lässt sich diese Forderung aber nicht erzwingen. Wollen sich Jäger freiwillig einbringen, ist dies zu fördern.Als zielfüh­rend wird nur der Einsatz eines revierübergreifend aktiven Raubwildfängers – bezahlt aus Projektmit­teln – ­angesehen. Durch ihn wird seit 2017 in den Auerhuhn-Entwicklungsräumen(überwiegend Landeswald) der Fallenfang organisiert, auch auf die Gefahr hin, dass es bezüglich Rotfuchs und Waschbär immer wieder Zuwanderung von außen