Möckel& Raden: Verlustursachen und Bedrohung des Auerhuhns... 73 geben wird. Eine Einbeziehung der Waldflächen der DBU-Naturerbe GmbH in das Prädatorenmanagement ist wünschenswert, da diese Areale wichtige Auerhuhn-Lebensräume verkörpern. Die Zahlung von Abschuss- und Fangprämien wäre förderlich. Diese auf die Auerhuhn-Entwicklungsräume zu beschränken, ist organisatorisch aber kaum machbar. Vielmehr ist zu erwarten, dass die Strecken aus einem weiten Umfeld angeliefert werden. Bei Einbeziehung des Waschbären würde dies enorme Finanzmittel erfordern. Eine andere Möglichkeit, die Jagd auf Raubwild zu motivieren, wäre eine öffentliche Würdigung der aktivsten Jäger durch Verleihung einer gestifteten, mit einem kleinen Geldbetrag gekoppelten„Auerhahnnadel“, die man in eine goldene, silberne und bronzene Ausfertigung staffeln könnte. Offenbar ist es nicht erforderlich, zur Förderung des Auerhuhns die Marderarten inklusive des Dachses in die Prädatorenkontrolle einzubeziehen ( L anggemach & B ellebaum 2005). Dies gilt auch für potentielle gefiederte Feinde. Eine Ausnahme stellt lediglich der Habicht dar. Raufußhühner sind für ihn wegen ihres schwerfälligen Fluges eine vergleichsweise leichte Beute( F ischer 1980).Die Dichte des Habichts ist in der westlichen Niederlausitz allerdings eher niedrig. Deshalb wird in ihm aktuell nur eine akute Gefahr bei Anwendung der Methode„ born to be free “ gesehen. In den letzten Jahren stellten Habichte im August/September mehrfach an den Auswilderungsgehegen erfolgreich den Jungvögeln nach. Dies deckt sich mit den Erfahrungen in Polen, wo die Methode gleichfalls zur Anwendung kommt und 78 % aller Hennenverluste dem Habicht zugeschrieben werden( M erta et al. 2013). Die Gefahr besteht nur von August bis November im Bereich der aktiven Auswilderungsstandorte. Hier sollten die sich einstellenden Habichte mit behördlicher Genehmigung lebend gefangen, mindestens 50 km verfrachtet und dort beringt freigelassen werden. Eine generelle Verfolgung des Habichts zugunsten des Auerhuhns wird nicht als zielführend angesehen. In den ersten fünf Jahren der im Jahr 2012 begonnenen Wiederansiedlung des Auerhuhns gab es neben den Verlusten durch Beutegreifer unerwartet viele Anflugopfer. Nach wie vor stellen Forstzäune gefährliche Anflughindernisse dar. Es ist deshalb das Ziel, keine neuen Zäune aus Knotengeflecht mehr zu errichten und vorhandene zeitnah zurück zu bauen oder durch Hordengatter zu ersetzen. Ist dies nicht möglich, müsste die schon 2012/13 angebrachte Verblendung(Abb. 9) erneuert werden. Dabei sind deutlich längere und breitere Stoffbahnen zu verwenden. Eine weitere Gefahr für das Wiederansiedlungsprojekt stellt der Aufbau von Windenergieanlagen in den ausgewiesenen Migrationskorridoren des Auerhuhns(Abb. 1) dar. Obwohl diese nach den„Tierökologischen Abstandskriterien“(TAK 2012) frei zu halten sind, erfolgte 2015/16 die Errichtung derartiger Anlagen im Wald an der Südspitze der Babbener Heide. Rund 20 Windenergieanlagen stehen jetzt im Korridor zwischen zwei Auerhuhn-Entwicklungsräumen. Über die Auswirkungen auf die bislang erfolgreich verlaufene Wiederansiedlung wissen wir nichts. Eine planmäßige Totfundsuche unter diesen Anlagen und eine Besenderung von Auerhühnern bei Freisetzung in der Babbener Heide könnten belastbare Ergebnisse liefern. Literatur B raunisch , V.& R. S uchant ( 2013): Aktionsplan Auerhuhn Tetrao urogallus im Schwarzwald: Ein integratives Konzept zum Erhalt einer überlebensfähigen Population. Vogelwelt 134(1): 29-41. E ngelmann , A., K öhnemann , B. A.& F.-U. M ichler ( 2011): Nahrungsökologische Analyse von Exkrementen gefangener Waschbären( Procyon lotor L., 1758) aus dem Müritz-Nationalpark(Mecklenburg-Vorpommern) unter Berücksichtigung individueller Parameter. Beitr. Jagd- u. Wildforsch. 36: 587-604. F ischer , W.(1980): Die Habichte. Neue Brehm-Bücherei 158,Wittenberg Lutherstadt. G ärtner , S.& S. K laus ( 2004): Der Einfluss von Beutegreifern auf das Auerhuhn( Tetrao urogallus ) in Thüringen. Beitr. Jagd- u.Wildforsch. 29: 295-302. G lutz von B lotzheim , U.N., B auer , K. M.& E. B ezzel ( 1973): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 5: Galliformes und Gruiformes.Wiesbaden. G örner , M.(2011): Waschbär( Procyon lotor ) und Vogelwelt. Beitr. Jagd- u.Wildforsch. 36: 515-519. G örner , M.(2016): Zur Ökologie des Uhus( Bubo bubo ) in Thüringen – Eine Langzeitstudie. Acta ornithoecologica 8(3-4): 1-320. G oretzki , J.(1997): Zur Populationsentwicklung des Rotfuchses in der Bundesrepublik Deutschland. In: Das Birkhuhn. Die Entwicklung von Birkhuhnpopulationen im Flachland und in Mittelgebirgen.Sächs.Akad.Natur u.Umwelt,Sächs. Staatsmin.Umwelt u.Landesentw.Dresden: 49-54. G oretzki , J.(2007):Zur Bestandssituation des Rotfuchses( Vulpes vulpes ) in Deutschland.Artenschutzreport 21: 37-39.
Heft
(2017) 24
Seite
73
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