86 Otis 24(2017) 1 Einleitung In der Zeit von 2005 bis 2010 waren die Salzwiesen um den Rietzer See Bestandteil des von der EU geförderten LIFE-Natur-Projekts„Schutz und Entwicklung der Binnensalzstellen Brandenburgs“ des Landesumweltamts Brandenburg, der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg und der HeinzSielmann-Stiftung. In dieser Zeit konnte die Stiftung im Jeseriger Bruch rund 50 ha Salzwiesen käuflich erwerben und insgesamt 108 ha Koppelbau finanzieren. R ö ß ling (2010) gibt einen Überblick über die Nutzungsgeschichte und erörtert die Notwendigkeit von Managementstrategien für den dauerhaften Erhalt der Binnensalzstellen.Der Einsatz von 11 jungen Wasserbüffeln im Herbst 2008 mit der Zielstellung, durch Beweidung des wechselnassen Niedermoors der Ausbreitung von Schilf Phragmites australis entgegenzuwirken, um so die seltene und konkurrenzschwache Salzpflanzengesellschaft im NATURA-2000-Gebiet dauerhaft erhalten zu können, erwies sich als eine gute Entscheidung( R ö ß ling et al. 2010). Allerdings wurden im Projekt ornithologische Aspekte des auch als Europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesenen NSG nicht ausreichend berücksichtigt. Dieses Versäumnis konnte jedoch durch eine sehr gute praktische Zusammenarbeit mit dem Projektleiter(Dr. Holger Rößling) und dem Landesumweltamt(Andreas Herrmann) behoben werden. Seit Anfang der 1960er Jahre erfolgten ornithologische Beobachtungen durch Mitglieder der Fachgruppe Ornithologie Brandenburg/Havel( S chummer et al. 1971), die seit 1992 im Jeseriger Bruch mit Brutvogelkartierungen fortgeführt werden. Der botanische Wert ist durch das Vorkommen zahlreicher Halophyten gekennzeichnet, war aber zwischenzeitlich fast in Vergessenheit geraten und erst 1992 durch Andreas Herrmann wiederentdeckt worden. In einem Bericht teilt er mit:„Die Strandaster Aster tripolium blüht hier in diesem Jahr in schätzungsweise mehr als 100 Exemplaren sehr üppig“(Herrmann, 1992 schriftl.). 13 Jahre später waren es auf der gleichen Fläche etwa 700.000 blühende Pflanzen. Das Jeseriger Bruch wurde bis Anfang der 1990er Jahre als Intensivgrünland stark entwässert und als Grasland sowie Rinderweide landwirtschaftlich genutzt. In einigen Bereichen, besonders an der„Alten Emster“, verblieben jedoch Senken, die nur selten in den Sommermonaten austrockneten und sogar zu Verlusten von Rindern führten, die im Moor stecken blieben. Seit 1991 ging die Bewirtschaftung zurück. Das führte zu einer botanischen und ornithologischen Aufwertung und schließlich zur Erweiterung des NSG Rietzer See im Jahr 2004. D ürr & S ohns (2001) verfolgten von Anfang an die Besiedlung der nun unregelmäßig extensiv bewirtschafteten Flächen durch zahlreiche Vogelarten. Die 2008 erfolgte neuartige Bewirtschaftung mit Wasserbüffeln, aber auch wie bisher mit Rindern und Pferden, einer angestrebten späten Mahd, die Aufgabe zahlreicher Entwässerungsgräben und der Erhalt von 3-5m breiten ungenutzten Vegetationsstreifen beiderseits von Wiesengräben werden auch seit Auslaufen des LIFEProjekts weitergeführt. Dazu erfolgen gemeinsame Beratungen des Naturschutzfonds als größter Flächeneigentümer mit dem Pächter, dem Landesamt für Umwelt(LfU), der Unteren Naturschutzbehörde und dem Schutzgebietsbetreuer. Nicht alle Vorstellungen des Naturschutzes ließen sich von Anfang an verwirklichen. So wurden in den ersten Jahren zu erhaltende Alt-Schilfstreifen an den Entwässerungsgräben mit abgemäht,und auch mit dem Wasser-Bodenverband kam es erst 2011 zu neuen Festlegungen über die Aufgabe der Pflege zahlreicher Wiesengräben. Im vorliegenden Beitrag sind alle kartierten Brutvogelarten im Untersuchungsgebiet im Anhang aufgelistet. Da die Baum- und Strauchbrüter weder von der Bewirtschaftung noch von einer Auflassung der Bewirtschaftung wesentlich beeinträchtigt wurden, wird auf sie hier nicht weiter eingegangen, sondern eine Auswahl von Schilf- und Bodenbrütern getroffen. Auch die Bedeutung des Untersuchungsgebietes für Durchzügler und Nahrungsgäste bleibt unerwähnt. Abkürzungen: BP: Brutpaar; BV: Brutvogel; dj.: diesjährig(im Kalenderjahr erbrütet); KULAP: Kultur-Landschaftsprogramm(Förderprogramm für Landwirtschaftsbetriebe); LPG: Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft; LfU: Landesamt für Umwelt(vormals LUA Landesumweltamt); M: Männchen; nj: nestjung; NSF: Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg; Rev.: Revier; sM: sin-
Heft
(2017) 24
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86
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