102 Otis 24(2017) der dunklen Morphe im 2. Kalenderjahr handelt. Die weitgehend hellen Handschwingen mit einem deutlich abgesetzt dunklen Flügelhinterrand seien nur für Jungvogelfedern typisch. Nach der ersten Mauser würde die Handschwingen viel einförmiger und dunkler gefärbt sein. In der dunklen Morphe seien die neuen Hand- und Armschwingen noch dunkler und einheitlicher als in der hellen Morphe. Daher sei es ausgeschlossen, dass der Vogel bereits im 3. Kalenderjahr ist, denn dann trüge er bereits die zweite Generation Schwungfedern. Um einen entflogenen exotischen Vogel auszuschließen, wurde geprüft, ob es eine weitere, vergleichbare Falkenart gibt( F erugson -L ees & C hristie 2001).Tatsächlich gibt es keine weitere Falkenart, die in Größe, Proportionen und Färbung Ähnlichkeiten mit dem beobachteten Vogel haben könnte. Daher ist die Artbestimmung als sicher zu betrachten und wurde auch von der DAK(2016) bestätigt.Aufgrund des unbeschädigten Gefieders, des Fehlens von Riemen oder Fesseln und desVerhaltens ist die Herkunft als Wildvogel sehr wahrscheinlich. Um einen Gefangenschaftsvogel auszuschließen, wurde im Juni 2017 bei zahlreichen Einrichtungen für Vogelhaltung in Deutschland angefragt, jedoch hatte aktuell keine einen Eleonorenfalken im Bestand(Tiergarten Berlin, Zoologischer Garten Berlin, Vogelpark Walsrode, Vogelpark Marlow, Vogelpark Heiligenkirchen, Falkenhof Schalkholz u.a.). Nach Auskunft von Jörg Lippert, Landesamt für Umwelt in Brandenburg, ist die Haltung bzw. Zucht von Eleonorenfalken in Deutschland extrem selten(schriftl. Mitteilung vom 03.07.2017). 4 Übersicht anerkannter Nachweise von Eleonorenfalken in Deutschland Eleonorenfalken brüten vor allem auf Mittelmeerinseln. Im Westen reicht das Verbreitungsgebiet bis an die Atlantikküste Marokkos und die Kanarischen Inseln. Den Winter verbringen sie überwiegend auf Madagaskar, einige aber auch in Ostafrika(C onze mius 2000). Lange Zeit bestanden keine gesicherten Angaben zu genauen Zugwegen. Man war der spekulativen Meinung, dass die Eleonorenfalken über eine weite Schleife nach Osten über das Mittelmeer, entlang des Roten Meers sowie um das Horn von Afrika und schließlich an der Ostküste Afrikas nach Süden wandern, um in ihr Winterquartier zu gelangen. Erst durch Satellitentelemetrie wurde deutlich, dass die Falken über den gesamten afrikanischen Kontinent nach Madagaskar bzw. Ostafrika ziehen( G schweng et al. 2008). Im Oktober und November verlassen die Falken ihr Brutareal und kehren im April und Mai zurück. Nach F orsman (1999) verstreichen sie dabei großräumig und werden beinahe jährlich von Westeuropa bis in die Ostseeregion festgestellt. Vor den 1989er Jahren waren nach G lutz von B lotzheim (1989) keine sicheren Nachweise in Mitteleuropa bekannt.Auch der von Gätke beschriebene,auf Helgoland angeblich erbeutete Eleonorenfalke wird in G lutz von B lotzheim (1989) angezweifelt, da ein Beleg dafür fehlt und die Art bis dahin sonst nirgends nördlich von Spanien, Südfrankreich und Oberitalien(Ligurien, Emilia) nachgewiesen worden sei, muss wohl als eine Verwechslung angenommen werden. Bei der Nachschau in der Originalliteratur von G ätke (1891) wird deutlich, dass es sich gar nicht um einen erbeuteten, sondern nur um einen nahe an sich vorbeifliegenden„Leonoras-Falken“ handelte, den der Jäger Claus Aeuckens am 26. Mai 1879 gesehen haben will und dies Gätke erzählte.Als gesicherten Nachweis ist dies daher kaum zu werten. Zwischen 1879 und 1998 gab es keine gesicherten Nachweise des Eleonorenfalken in Deutschland (DSK 1989 – 2002, G lutz von B lotzheim 1989). Überraschenderweise erfolgten dann von 1999 bis 2003 insgesamt neun Nachweise, die von der DSK (2005, 2006, 2008) anerkannt wurden. Davon entfallen sechs Nachweise allein auf das Jahr 2000(s.Tab.1). Danach vergingen über acht Jahre bis ein erneuter gesicherter Nachweis im Jahr 2011 gelang(DAK 2013). Drei weitere anerkannte Nachweise erfolgten dann erst wieder im Jahr 2015(DAK 2017)- darunter auch der hier behandelte aus Brandenburg, der überdies in Großbritannien Beachtung fand( J ones 2015). Nachfolgende Tabelle 2 gibt eine Übersicht aller bisher von der DSK und DAK anerkannten Nachweise für Deutschland. Hierbei fällt auf, dass aus den östlichen Bundesländern nur der hier beschriebene Nachweis vorliegt.
Heft
(2017) 24
Seite
102
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