110 Otis 24(2017) dem von uns betrachteten Revier B wurden diese Jagdflüge auch während der Jungenaufzucht direkt vom Horst und dessen Nachbarbäumen ausgeführt. Dabei flog das Weibchen zuerst ab,versetzte das Beuteobjekt in Panik und spielte es damit dem etwas höher fliegenden, wendigeren Männchen zu. Im Mai 2011 konnte anhand von Film- und Tonaufnahmen die Erbeutung eines Frischlings und Verfütterung an die Jungen dokumentiert werden ( K öpke et al. 2011). Am 26.05.2012 erbeutete das Revierweibchen erneut einen Frischling, wieder aus der Ansitzsjagd im Horstbereich. Im Brutjahr 2013 unternahm das Revierweibchen wenige Tage nach dem Schlupf der Küken erfolglose Jagdflüge auf Silber- und Graureiher ( M üller & S tramka 2013) aus dem Horstbereich. 4 Fazit In der Döberitzer Heide erfolgte Mitte der 1990er Jahre die Reviergründung in einem für Seeadler typischen Horstwald(Revier A). Durch einen Partnerwechsel wurde offenbar der Brutplatzwechsel im Jahr 2003 in das Offenlandrevier(Revier B) ausgelöst. Die nach einem Horstabsturz im Herbst 2003 erfolgte Rückkehr in das Gründerrevier(Revier A) und die im Frühjahr 2008 nach dem Teilabsturz des Horstes erfolgte Rückkehr in die Offenlandschaft (Revier B und C) zeigen Faktoren auf, die für die Brutplatzwahl von Bedeutung sein können. Die in der Döberitzer Heide maßgeblichen Ursachen bei der Brutplatzwahl sind in der durch menschliche Einflüsse gestalteten Landschaft und dadurch bedingten höheren Artenvielfalt im Horstrevier(Revier B und C) mit dem nahtlos übergehenden Nahrungshabitat zu sehen. Der hauptsächliche Bestand von schmalkronigen Hybridpappeln im Revier B, die die Anlage von stabilen Horsten erschweren, führte zu mehrfachen Horstabstürzen. Trotzdem hielt das Paar an diesem Horstrevier bis 2016 fest, was auf optimale Jagdbedingungen zurückzuführen sein könnte. Danksagung Den Mitarbeitern von Sielmanns Naturlandschaften danken wir für die Absicherung des Horstreviers und des Horstes. Bei Roland Boll bedanken wir uns für die Überlassung seiner Grafik zu den NSG„Döberitzer Heide“ und„Ferbitzer Bruch“. Literatur G iergielewicz , H.(1994): Jagdmethoden des Seeadlers Haliaeetus albicilla im NSG ,,Swidwie” bei Szczecin. Ornithol. Mitt. 46(3): 97–98. H auff , P.(2009): Besondere Seeadlerhorste in Deutschland. Ornithol. Mitt. 61: 59–69. K öpke , H., E. S tramka ,& P. H auff (2011): Seeadler Haliaeetus albicilla erbeutet Wildschwein-Frischling Sus scrofa . Ornithol. Mitt. 63(10): 331–333. K öpke , H.& E. S tramka (2017): Beobachtungen zu Vorgängen an einem Horst des Seeadlers Haliaeetus albicilla nach Partnerverlust. Ornithol. Mitt. 69: 83–90. M üller , H.& E. S tramka (2013): Neue Erkenntnisse zur Brutbiologie des Seeadlers( Haliaeetus albicilla).Ornithol. Mitt. 65(3/4): 59–68. S tramka , E.(2015): Beobachtungen zum Horstneubau nach Gelegeverlust beim Seeadler Haliaeetus albicilla. Ornithol. Mitt. 67: 129–134. Redaktionsschluss 30.April 2018
Heft
(2017) 24
Seite
110
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