Heft 
(2017) 24
Seite
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114 Schriftenschau Otis 24(2017) K aatz , C., D. W allschläger , K. D ziewiaty & U. E ggers (2017): Der Weißstorch. Neue Brehm Bücherei Band 682. Verlags KG Wolf, Magdeburg. 672 Seiten. ISBN 978-3-89432-273-1. 59,95 . Wohl wenige Vögel sind allgemein so bekannt, wohl über wenige Vögel ist so viel geforscht worden wie über den Weißstorch. Dementsprechend ist der neue Brehm-Band eher ein Handbuch geworden als ein Heft im sonst üblichen NBB-Format. 23 Autoren haben sich die verschiedenen Themengebiete unter­einander aufgeteilt, und die Texte wurden von den vier Herausgebern gebündelt. Mit Ute Eggers, Dieter Wallschläger, Bernd Ludwig, Winfried Böhmer, Falk Schulz und Wolfgang Köhler stammen zwei der vier Herausgeber und weitere vier Autoren aus Branden­burg, die Endredaktion lag bei U. Eggers. Wer jemals ein solches Gemeinschaftswerk von zahlreichen ehrenamtlichen Autoren koordiniert hat, muss es fast für ein Wunder halten, dass das Buch tatsächlich zustande gekommen ist. Für diese Koor­dinationsleistung gebührt den Herausgebern höchs­ter Respekt. Das Buch ist eine Monographie im klassischen Sinne und handelt alle Aspekte des Weißstorch-Le­bens ab. Das umfasst so spezielle Themen wie den Bau der inneren Organe, vor allem aber natürlich sehr detailliert alle Aspekte des Brutvorkommens, der Ver­haltensbiologie, der Brutbiologie und des Zugs. Einen großen Raum nehmen Schutzmaßnah­men ein, wobei auch Wiederansiedlungsprojekte kritisch diskutiert werden. Die verschiedenen fachli­chen Aspekte werden auf hohem Niveau und mit ak­tuellem Kenntnisstand behandelt, selbstverständlich fehlen auch genaue Ergebnisdarstellungen der Satel­litentelemetrie oder Populationsmodelle nicht. Aber auchklassische Aspekte wie Bestandsentwicklun­gen und Ringfunde werden detailliert behandelt. Auch aus Brandenburg sind viele Daten eingeflossen, so gibt es eine schöne Karte der Brutorte, in der sich deutlich die Konzentrationen an der Elbe, der Oder und im Spreewald abzeichnen. Die Ausstattung des Buches ist sehr gut; es gibt zahlreiche Fotos und gut gelungene auch farbige Karten und Diagramme, die wichtige biologische Zusammenhänge veranschaulichen. Es fällt schwer, irgendeinen Aspekt aus der Weißstorch-Biologie zu finden, der in diesem Buch nicht umfassend behan­delt ist. Vielleicht hätte man auf Bestandsangaben aus Durchzugs- und Überwinterungsgebieten noch genauer eingehen können. Die Zugdarstellungen konzentrieren sich stark auf die Auswertung von Ring- und Senderdaten. Es ist ein großes Verdienst, die unzählbaren und verstreuten Angaben über den Weißstorch aktuell, übersichtlich, gut lesbar und doch in großer Voll­ständigkeit dargestellt zu haben(Das klein gedruck­te Literaturverzeichnis umfasst fast 60 Seiten.). Für alle Weißstorch-Interessierten, aber auch für Natur­schutzpraktiker ist ein unschätzbares Nachschlage­werk entstanden, in dem sich aber auch angenehm schmökern lässt. Den zahlreichen ehrenamtlichen Weißstorchbe­treuern, die teilweise jahrzehntelang Daten erfasst und Hortstandorte gesichert haben, hätte kein schö­neres Denkmal gesetzt werden können. Sie haben mit ihrer Arbeit einen wesentlichen Anteil dran, dass der Weißstorch wohl einer der am besten bekannten Vogelarten Europas ist. Wolfgang Mädlow