Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg 131 3/2017 ausnahmsweise ein Bericht über drei Jahre ( R yslavy et al. 2017), um den eingetretenen Zeitverzug zu kompensieren. Zukünftig soll jedoch wieder der Zweijahres-Bericht erscheinen, als nächstes dann für die Jahre 2016/17. Vögel sind auch aus psychologischer Sicht interessant. Wer Vogelgezwitscher um sich hat, ist seelisch ausgeglichener. Britische Forscher fanden heraus, dass höhere Zahlen von Vögeln in der nachmittäglichen Wohnumgebung ihrer 263 Probanden dazu führten, dass sich die Bewohner seltener depressiv, ängstlich oder gestresst fühlten( C ox et al. 2017). Dies freut uns für die vielen Vogelbeobachter in Brandenburg und Berlin. Internationale Großtrappen-Tagung in Brandenburg Seit 2001 gibt es das„Memorandum of Understanding(MoU) zum Schutz und zum Management der Mitteleuropäischen Populationen der Großtrappe“. Das MoU, Unterabkommen der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten, umfasst 20 Anrainerstaaten,von denen bisher 13 dem MoU beigetreten sind, darunter auch Deutschland, das 2018 verantwortlich für die 4. Mitgliedsstaatenkonferenz war. Die Vorbereitung erfolgte gemeinsam durch Staatliche Vogelschutzwarte(Landesamt für Umwelt Brandenburg), Förderverein Großtrappenschutz e. V. und Sekretariat der Bonner Konvention. Vom 12.15.3. trafen sich 70 Experten im„Paulinenhof“ bei Bad Belzig. Das Programm erfolgte in bewährter Zweiteilung: einer Wissenschaftlichen Fachtagung und der eigentlichen Mitgliedsstaatenkonferenz. Die Fachtagung wurde durch Grußworte des Bürgermeisters von Bad Belzig, Roland Leisegang, des Leiters der Naturparkverwaltung Hoher Fläming, Steffen Bohl, und von Prof. Nigel Collar als Vertreter von Birdlife International und der IUCN eröffnet. Nach Vorträgen aus Russland, der Ukraine, Ungarn, Österreich und Deutschland gab es am Nachmittag einen Workshop über Wiederansiedlungsprojekte. Hier wurde ein polnisches Vorhaben diskutiert, der Stand des Wiederansiedlungsprojektes in England präsentiert und eine Voruntersuchung für ein viertes Großtrappengebiet in Deutschland vorgestellt. Eine Exkursion am nächsten Tag führte in die Belziger Landschaftswiesen,wo die Teilnehmer nicht nur balzende Hähne, sondern bei Annäherung eines Seeadlers auch den gesamten lokalen Bestand in der Luft und spektakuläre Interaktionen zwischen den beiden Arten sehen konnten. Am Nachmittag wurden Dokumente für die Konferenz vorbereitet – der Aktionsplan zum MoU und das Arbeitsprogramm für die nächsten fünf Jahre. Letzteres enthält nun auch die Forschungsvorhaben, die bisher immer in einem separaten Dokument standen – ein Schritt zur Vereinfachung. Zwei Abendvorträge an den ersten beiden Tagen rundeten den ersten Teil der Tagung ab: Dr. Heinz Litzbarski berichtete mit interessanten historischen Bildern über die Geschichte des Großtrappenschutzes in Deutschland. Die Ehepaare Bärbel und Heinz Litzbarski sowie Christel und Max Dornbusch als Ehrengäste wurden für ihre Verdienste um den Erhalt der Großtrappe in Deutschland besonders geehrt. Prof. Nigel Collar stellte mit atemberaubenden Fotos und einem Vortrag voller Emotionen die gesamte Gruppe der Trappen vor. Die Mitgliedsstaatenkonferenz wurde durch die beiden Umwelt-Staatssekretäre von Brandenburg und Sachsen-Anhalt, Frau Dr. Carolin Schilde und Klaus Rehda, sowie mit einem Grußwort vom Vorsitzenden des Fördervereins Großtrappenschutz e.V., Marcus Borchert, eröffnet. Per Video wurde eine eindrückliche Grußbotschaft von Bradnee Chambers, dem Exekutivsekretär der Bonner Konvention übertragen. Den anschließenden Pressetermin hatte Norbert Eschholz von der Staatlichen Vogelschutzwarte, Außenstelle Baitz, bereits mit einer erfolgreichen Morgenexkursion eingeleitet. In den verbleibenden Arbeitstagen wurden Aktionsplan und Arbeitsprogramm in die Endform gebracht. Verabschiedet wurden auch die Richtlinien über Minderung des Einflusses von Infrastrukturentwicklungen und Populationsmonitoring. Drei weitere Richtlinien sollen bis zum Jahresende fertiggestellt werden, und zwar zu den Themen erfolgreiche Überwinterung, Prädationsmanagement und Agrar-Umwelt-Programme. Ein wichtiges und neues Ergebnis der Tagung ist, dass fortan auch kleine, randliche und isolierte Populationen stärker bei Schutzmaßnahmen berücksichtigt werden. Es wurde auch deutlich, dass die Größe von Schutzgebieten zum limitierenden Faktor werden kann – dort,wo sie zu klein sind für Arten mit großen
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(2017) 24
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131
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