88 1 Einleitung Bis vor wenigen Jahrzehnten kannte man den Raufußkauz in Deutschland fast nur als Brutvogel der Gebirge ab 500 m ü. NN aufwärts( R heinwald 1993, N icolai 1993). Abweichend davon gab es lediglich ein Vorkommen im norddeutschen Tiefland(Lüneburger Heide, M annes 1986). In Brandenburg stufte man die kleine Eule als seltenen Gastvogel ein, Brutnachweise fehlten( S chalow 1919, R utschke 1983). Otis 25(2018) In den Jahren 1985/86 kam es dann zu Bruten bei Rathenow(Behnitzer Heide, B lock & B lock 1989) und Luckau(Rochauer Heide, S chmidt 1987). Letztgenannter Fund war Anlass für eine langjährige Studie. Sie erfolgte in den ausgedehnten Waldungen der Niederlausitz von 1987 bis 2017(31 Jahre). Untersucht wurden Fragen zur Verbreitung, Häufigkeit und Habitatnutzung. Die Bruten erfolgten bis auf zwei Ausnahmen ausschließlich in Naturhöhlen. 2 Methode 2.1 Kontrollfläche in der Rochauer Heide Die Verfasser begannen mit Unterstützung des Biologischen Arbeitskreises Luckau im Januar 1987 mit den Erhebungen in der Rochauer Heide, dem östlichen Teil des Forstes Hohenbucko. Die Einsätze zur Bestandsermittlung beschränkten sich zunächst auf eine 2.830 ha große Kontrollfläche. Dazu dienten von Ende Januar bis Anfang März jährlich vier Gruppeneinsätze zum„Verhören“ der rufenden(balzenden) Männchen. Dies geschah bei ruhigem, niederschlagsfreiem Winterwetter zeitgleich durch sechs bis zehn Personen. Diese bezogen vor Einbruch der Dunkelheit einzeln ihre Positionen. Dies waren höhlenreiche Althölzer der Kiefer Pinus sylvestris und Traubeneiche Quercus petraea , insbesondere die aus den Vorjahren bekannten Reviere der Art. Die Anzahl der beteiligten Personen reichte nicht aus, um bei einem Einsatz alle höffigen Bereiche gleichzeitig abzudecken. Nach der Bestätigung eines Reviers wurde es im betreffenden Jahr nicht mehr aufgesucht, sondern noch„unklare“ Abschnitte der Rochauer Heide kontrolliert. Zuweilen gelang es einem Beobachter,an einem Abend durch Wechsel nacheinander zwei oder gar drei Reviere zu bestätigen. Wurde bis zum Abbruch des Einsatzes gegen 20.00 Uhr kein Männchen gehört, kam es an diesem Standort noch an mindestens einem weiteren Abend, meist sogar an zwei Abenden zu Nachkontrollen. Wurde immer noch kein Raufußkauz bemerkt, galt das Revier im betreffenden Jahr als unbesetzt. Eine Klangattrappe kam nicht zum Einsatz, da sich nach den Erfahrungen der ersten Jahre damit die Zahl der Nachweise nicht steigern ließ. Um Bruten belegen zu können, wurden auf der Kontrollfläche in der Rochauer Heide im Winter 1986/87 erstmals vollflächig die Bäume mit Höhlen des Schwarzspechtes Dryocopus martius kartiert, gekennzeichnet und nummeriert. Dieses Höhlenbaumkataster wurde bis 2006 regelmäßig aktualisiert. Von Ende März bis Ende Juni wurde nach Bruten gesucht. Dies geschah durch Bekratzen der Stämme mit Höhlen im Abstand von drei Wochen(Kratzprobe). In die Suche wurden alle bekannten Höhlenbäume einbezogen. Dazu zählten auch solche, an denen im Frühjahr kein Raufußkauz gebalzt hatte. Ist eine Bruthöhle vom Raufußkauz bewohnt, schaut das brütende Weibchen meist aus dem Flugloch(Abb. 1). In der Regel beherbergt die Höhle dann ein Gelege oder kleine Jungvögel. Dass das Weibchen in einer leeren Höhle sitzt, kommt nur kurz vor Ablage des ersten Eies vor. Durch Ersteigen des Baumes mit Hilfe von Steigeisen ließ sich der Brutnachweis erbringen, da man meist mit der Hand in die Höhle greifen und so die Eier oder Jungen fühlen kann. Nicht erstiegen wurden schon mehrere Jahre abgestorbene Bäume. In einem solchen Fall wurde ein aus dem Einflugloch schauendes Weibchen als Brutnachweis gewertet. Reagierte bei der Kratzprobe kein Vogel, galt die Höhle als unbesetzt. Da Weibchen zuweilen nicht auf das Kratzen reagieren, verkörpert der ermittelte Bestand eine Mindestgröße. Die Höhe der Dunkelziffer ist unbekannt. Im Rahmen der Höhlenkontrolle wurde versucht, das hudernde Weibchen zur Beringung zu greifen. Im Anschluss daran erhielten die Jungvögel (Abb. 2) einen Fußring der Vogelwarte Hiddensee.
Heft
(2018) 25
Seite
88
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