Heft 
(2018) 25
Seite
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Möckel & Raden: Verbreitung und Lebensraum des Raufußkauzes im Süden Brandenburgs 105 5 Diskussion Mit dem Raufußkauz bewohnt eine abseits der Hauptvorkommen in den Gebirgen( G edeon et al. 2014) im norddeutschen Tiefland lückig verbrei­tete Vogelart die westliche Niederlausitz. Die ersten Nachweise liegen aus dem Jahr 1982 vor( S chmidt 1987). Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die bis dahin wenig kontrollierten Waldungen schon seit einigen Jahren von dieser Kleineule besiedelt waren. Der mittlere jährliche Bestand um Finsterwal­de(32 Reviere) unterliegt starken Schwankungen. In manchen Jahren können es anderthalbmal aber auch nur halb so viele sein. Im Betrachtungszeit­raum erwies sich das Vorkommen in den kiefern­dominierten Wäldern als stabil(im Mittel 0,52 Reviere/1.000 ha Wald bzw. 0,23 Bruten/1.000 ha Wald). Dies sind niedrige Werte, wie sie auch M an ­nes (1986) für die Lüneburger Heide ausweist(0,20 bis 0,41 Reviere/1.000 ha bzw. 0,45 bis 0,68 Bru­ten/1.000 ha). Andernorts wurden im Tiefland auch höhere Abundanzen ermittelt, so in Finnland 0,4 bis 3,3 Brutpaare/1.000 ha( K orpimäki 1981) und im Nordosten Polens durchschnittlich 2,5 Revie­re/1.000 ha( K opij 2011). In Gebirgen wurden im Rahmen mehrjähriger Studien für den Kaufunger Wald(Hessisches Bergland) im Mittel 2,5 Revie­re/1.000 ha Wald belegt( S chelper 1989), in Thürin­gen für die Saale-Sandsteinplatte 1,3 und für das Schiefergebirge 0,9( M eyer & R udat 1987). In Gra­dationsjahren der Microtus­und Apodemus­Mäuse kam es kurzzeitig zu höheren Siedlungsdichten, beispielsweise im Schweizer Jura 3,8(im Mittel 1,3; R avussin et al. 1993, 2015), im Westharz 3,9(klein­flächig bis 8,4; S chwerdtfeger 1993) oder auf der Münchner Schotterebene 5,9 Bruten/1.000 ha( M ey ­er et al. 1998).Angaben zu extremen Schwankungen von Jahr zu Jahr finden sich bei M ammen & S tubbe (1998): im Kaufunger Wald(W.Haase) wurde mit 50 Brutpaaren 1996 der höchste Bestand seit 1965 ge­funden(7,1 Bruten/1.000 ha), ein Jahr später waren nur zwei Reviere besetzt(keine Bruten). Gleichlau­fend verringerte sich im Westharz(O. Schwerdtfe­ger) der Bestand von 1996 zu 1997 von 50 auf sieben Reviere(nur eine Brut), während er sich im gleichen Zeitraum bei Hof(Franken, H. Meyer) von acht auf 17 Paare mehr als verdoppelte. Durch das nahezu ausschließliche Brüten in Höhlen des Schwarzspechtes begibt sich der Rau­fußkauz in Abhängigkeit zu den Habitatpräferen­zen der größten einheimischen Spechtart( M eyer & M eyer 2001, S cherzinger 2004, U phues 2004). In den Wirtschaftswäldern der westlichen Niederlausitz bestimmt das Angebot an Bruthöhlen die Verteilung dieser Eule. Im Landeswald und auf den Flächen der DBU-Naturerbe GmbH(zusammen etwa 25 % des Waldes um Finsterwalde) begünstigt seit den 1990er Jahren eine kahlschlagfreie Forstwirtschaft Schwarz­specht und Raufußkauz. Erklärtes Ziel ist eine Umwandlung der gegenüber Schadeinflüssen emp­findlichen Kiefernforste – allein auf Naturverjün­gung setzend – in stabile, naturnahe Mischwälder (MLUV B randenburg 2007). Das bewusste Erhalten von Althölzern und Höhlenbäumen führte in der Rochauer Heide schon zu einem größeren Angebot an potentiellen Bruthöhlen. Diese behalten ihre Eig­nung für den Raufußkauz über Jahrzehnte(s. auch M eyer & M eyer 2001). Wird diese Art der Waldbewirtschaftung bei­behalten und zumindest anteilig auf die umliegen­den Privatwälder übertragen, ist noch ein leichter Bestandsanstieg möglich, denn vielerorts kommen jüngere Kiefernbestände mittelfristig in ein für den Schwarzspecht als Bruthabitat nutzbares Alter. Die von ihm geschaffenen Höhlen dürfte dann auch der Raufußkauz zum Brüten nutzen. Voraussetzung da­für ist ein dauerhafter Schutz der Höhlenbäume. In den letzten Jahren kam es bei Durchforstungen nur noch im Privat- und Körperschaftswald vereinzelt zum Verlust von Brutstätten. Andere Waldbesitzer schufen Kahlschläge bis 2 ha Ausdehnung, was ne­ben dem Verlust von Höhlenbäumen auch zur Be­günstigung des Waldkauzes als potentiellen Feind und Konkurrenten(s.u.) führen kann. Nach G lutz von B lotzheim & B auer ( 1980) deckt sich das Areal des Raufußkauzes in Mitteleuropa mit dem natürlichen Verbreitungsgebiet der Fichte. Dieser vom Forstmann weit über sein angestamm­tes Areal in die Wälder Deutschlands eingebrachte Baum kann im Waldring um Finsterwalde nicht als Grund für das erst vor wenigen Jahrzehnten bekannt gewordene Vorkommen der Art gelten. Hier werden Kiefernforste, aber auch kleinflächige Althölzer der Traubeneiche und Rotbuche auf meist grundwasser­fernen, armen Standorten besiedelt. Die Habitate äh­neln denen in der Lüneburger Heide( M annes 1986).