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Diskussion
Mit dem Raufußkauz bewohnt eine abseits der Hauptvorkommen in den Gebirgen( GEDEON et al. 2014) im norddeutschen Tiefland lückig verbreitete Vogelart die westliche Niederlausitz. Die ersten Nachweise liegen aus dem Jahr 1982 vor( SCHMIDT 1987). Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die bis dahin wenig kontrollierten Waldungen schon seit einigen Jahren von dieser Kleineule besiedelt waren.
Der mittlere jährliche Bestand um Finsterwal de ( 32 Reviere) unterliegt starken Schwankungen. In manchen Jahren können es anderthalbmal aber auch nur halb so viele sein. Im Betrachtungszeitraum erwies sich das Vorkommen in den kieferndominierten Wäldern als stabil( im Mittel 0,52 Reviere/ 1.000 ha Wald bzw. 0,23 Bruten/ 1.000 ha Wald). Dies sind niedrige Werte, wie sie auch MANNES( 1986) für die Lüneburger Heide ausweist( 0,20 bis 0,41 Reviere/ 1.000 ha bzw. 0,45 bis 0,68 Bruten/ 1.000 ha). Andernorts wurden im Tiefland auch höhere Abundanzen ermittelt, so in Finnland 0,4 bis 3,3 Brutpaare/ 1.000 ha( KORPIMÄKI 1981) und im Nordosten Polens durchschnittlich 2,5 Reviere/ 1.000 ha( KOPIJ 2011). In Gebirgen wurden im Rahmen mehrjähriger Studien für den Kaufunger Wald( Hessisches Bergland) im Mittel 2,5 Reviere/ 1.000 ha Wald belegt( SCHELPER 1989), in Thürin gen für die Saale - Sandsteinplatte 1,3 und für das Schiefergebirge 0,9( MEYER& RUDAT 1987). In Gradationsjahren der Microtus- und Apodemus- Mäuse kam es kurzzeitig zu höheren Siedlungsdichten, beispielsweise im Schweizer Jura 3,8( im Mittel 1,3; RAVUSSIN et al. 1993, 2015), im Westharz 3,9( kleinflächig bis 8,4; SCHWERDTFEGER 1993) oder auf der Münchner Schotterebene 5,9 Bruten/ 1.000 ha( MEYER et al. 1998). Angaben zu extremen Schwankungen von Jahr zu Jahr finden sich bei MAMMEN& STUBBE ( 1998): im Kaufunger Wald ( W. Haase) wurde mit 50 Brutpaaren 1996 der höchste Bestand seit 1965 gefunden( 7,1 Bruten/ 1.000 ha), ein Jahr später waren nur zwei Reviere besetzt( keine Bruten). Gleichlaufend verringerte sich im Westharz( O. Schwerdtfeger) der Bestand von 1996 zu 1997 von 50 auf sieben Reviere( nur eine Brut), während er sich im gleichen Zeitraum bei Hof( Franken, H. Meyer) von acht auf 17 Paare mehr als verdoppelte.
Durch das nahezu ausschließliche Brüten in Höhlen des Schwarzspechtes begibt sich der Rau
fuẞkauz in Abhängigkeit zu den Habitatpräferenzen der größten einheimischen Spechtart( MEYER& MEYER 2001, SCHERZINGER 2004, UPHUES 2004). In den Wirtschaftswäldern der westlichen Niederlausitz bestimmt das Angebot an Bruthöhlen die Verteilung dieser Eule. Im Landeswald und auf den Flächen der DBU- Naturerbe GmbH ( zusammen etwa 25% des Waldes um Finsterwalde ) begünstigt seit den 1990er Jahren eine kahlschlagfreie Forstwirtschaft Schwarzspecht und Raufußkauz. Erklärtes Ziel ist eine Umwandlung der gegenüber Schadeinflüssen empfindlichen Kiefernforste allein auf Naturverjüngung setzend in stabile, naturnahe Mischwälder ( MLUV BRANDENBURG 2007). Das bewusste Erhalten von Althölzern und Höhlenbäumen führte in der Rochauer Heide schon zu einem größeren Angebot an potentiellen Bruthöhlen. Diese behalten ihre Eignung für den Raufußkauz über Jahrzehnte( s. auch MEYER& MEYER 2001).
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Wird diese Art der Waldbewirtschaftung beibehalten und zumindest anteilig auf die umliegenden Privatwälder übertragen, ist noch ein leichter Bestandsanstieg möglich, denn vielerorts kommen jüngere Kiefernbestände mittelfristig in ein für den Schwarzspecht als Bruthabitat nutzbares Alter. Die von ihm geschaffenen Höhlen dürfte dann auch der Raufuẞkauz zum Brüten nutzen. Voraussetzung dafür ist ein dauerhafter Schutz der Höhlenbäume. In den letzten Jahren kam es bei Durchforstungen nur noch im Privat- und Körperschaftswald vereinzelt zum Verlust von Brutstätten. Andere Waldbesitzer schufen Kahlschläge bis 2 ha Ausdehnung, was neben dem Verlust von Höhlenbäumen auch zur Begünstigung des Waldkauzes als potentiellen Feind und Konkurrenten( s.u.) führen kann.
Nach GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER( 1980) deckt sich das Areal des Raufußkauzes in Mitteleuropa mit dem natürlichen Verbreitungsgebiet der Fichte. Dieser vom Forstmann weit über sein angestammtes Areal in die Wälder Deutschlands eingebrachte Baum kann im Waldring um Finsterwalde nicht als Grund für das erst vor wenigen Jahrzehnten bekannt gewordene Vorkommen der Art gelten. Hier werden Kiefernforste, aber auch kleinflächige Althölzer der Traubeneiche und Rotbuche auf meist grundwasserfernen, armen Standorten besiedelt. Die Habitate ähneln denen in der Lüneburger Heide ( MANNES 1986).