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116 Otis 25(2018) Andererseits sind balzende Vögel außerhalb poten­zieller Brutlebensräume kaum zu beobachten. Mög­licherweise deuten daher nur kurzzeitig balzende Vögel eher auf gescheiterte Ansiedlungsversuche(z. B. nach Wasserstandsabsenkung) als auf Balz wäh­rend des Durchzugs. Durch Zufallsbeobachtungen werden nur Vögel erfasst, die von ausgesuchten Beobachtungsplätzen üblicherweise ohne Betretung sensibler geschützter Flächen zu beobachten sind. Zum Beispiel sind in den Körziner Wiesen am Blankensee(NSG Nuthe­Nieplitz-Niederung, PM) seit vielen Jahren konstant zwischen 8 und 14 Reviere besetzt(L. Kalbe). Die Körziner Wiesen werden als einer der wenigen Plät­ze in der Nuthe-Nieplitz-Niederung mit Aussicht auf Beobachtung rastender Limikolen insbesondere im April und Mai regelmäßig von Ornithologen aufge­sucht. Brutverdächtige Bekassinen werden jedoch nur vereinzelt gemeldet, da der Schwerpunkt der Re­viere der Bekassine vom ca. 500 m entfernten Beob­achtungsturm nicht einsehbar ist. 2013 wurden von L.Kalbe mind.8 Reviere kartiert,die Auswertung der Zufallsbeobachtungen lieferte max. 3 Reviere, wobei nur einmal 3 bzw. 4 balzende Bekassinen festgestellt wurden. Bei Meldungen über ornitho.de ist nicht immer erkennbar, wie viele der beobachteten Vögel tat­sächlich gebalzt haben, weil sich die eingegebene Verhaltensangabe und der Brutzeitcode stets auf die gesamte Beobachtung und nicht auf einzelne Vögel beziehen. Im Zweifelsfall wurde eine Mindestzahl gewertet. Es wird empfohlen, bei brutrelevanten Be­obachtungen zukünftig die Zahl balzender Vögel im Bemerkungsfeld anzugeben. 4.2 Bestand und Bestandsentwicklung Die mindestens 409 erfassten Reviere stehen ge­schätzten Landesbeständen von 1.050 –1.200 Revie­ren in den Jahren 2005 bis 2009( R yslavy et al. 2011) und 650 –950 Revieren Mitte/Ende der 1990er Jah­re( H ielscher & R udolph in ABBO 2001) gegenüber. S chmidt (in R utschke 1983) gab für die damaligen brandenburgischen Bezirke 1.100 Reviere an, be­zogen wohl auf die 1970er Jahre. Aus den oben ge­nannten Gründen lassen sich die Zahlen nur bedingt vergleichen. Zu den gemeldeten Revieren 2013 dürf­te noch eine Anzahl von Vorkommen aus nicht kont­rollierten Gebieten hinzukommen. Da deren Umfang nicht bekannt ist, gestattet die Erfassung keine neue Schätzung des Landesbestandes. Doch dürfte die für 2005 bis 2009 angegebene Bestandszahl heute deut­lich verfehlt werden. Bestätigt wird dies durch die Auswertung der Daten aus dem Monitoring häufiger Vogelarten für die in Erarbeitung befindliche Rote Liste: Zwischen 1995 und 2016 hat sich der Bestand auf den erfassten Monitoringflächen mehr als hal­biert(T. Ryslavy& M. Jurke pers. Mitt.). Auf deutliche Rückgänge weisen auch folgende Daten hin: Für das Europäische Vogelschutzgebiet (SPA)Niederung der Unteren Havel geben H aa ­se & R yslavy (2005) für den Zeitraum 1998 bis 2004 unter 100 Reviere an, 2013 wurden nur rund 28 Re­viere(bei allerdings unbekanntem Erfassungsgrad) gemeldet. Im Altkreis Strausberg/MOL gab es nach Bestandsrückgang Anfang der 90er Jahre 25 –35 Re­viere( H offmann & K oszinski 1993), 2013 waren es nur 14. Mehrere ehemalige Vorkommensgebiete waren aufgegeben. Das SPAMittlere Oderniederung wies 1998 –2004 20 –30 Reviere auf( S tein 2005),2013 wur­den 12 Reviere gemeldet. Für das SPA Unteres Elbtal geben N euschulz & H astedt (2005) für den Zeitraum 1998 –2004 30 – 40 Reviere an, während 2013 nur 19 gemeldet wurden. Auch hier ist allerdings nicht klar, ob das Gebiet 2013 vollständig erfasst wurde. Im Altkreis Lübben einschließlich des Biosphä­renreservates Spreewald wurden 2002 bei einer gründlichen Kartierung 260 Reviere erfasst und der Bestand auf 275 –290 Reviere geschätzt( N oah et al. 2003).Aus diesem Gebiet wurden 2013 nur 96 Revie­re gemeldet, was auf eine starke Bestandsabnahme hindeutet. N oah et al.(2003) berichten dabei von Be­standsschwankungen auf einzelnen Probeflächen bis zu 80 %. Im Sommerpolder Leipe(Stauabsenkung Süd) schwankte der Bestand 2006 bis 2013 je nach Wasserstand zwischen 11 und 44 Revieren( M öckel 2015). Dies zeigt, dass der Vergleich von Bestands­angaben aus einzelnen Jahren nicht unbedingt lang­fristige Trends wiedergibt. In den Flutungspoldern des Nationalparks Unte­res Odertal nahm der Bestand von Mitte der 1960er Jahre bis Anfang der 1980er Jahre stark ab, schwank­te dann aber recht konstant um etwa 50 Reviere mit