Heft 
(2018) 25
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124 Ungewöhnlicher Kranichschlafplatz Otis 25(2018) Torsten Blohm& Christine Wothe B lohm , T.& C. W othe (2018): Ungewöhnlicher Kranichschlafplatz. Otis 25: 124. Zwei Kranichfamilien mit je einem Jungvogel nutzten 2011 über mindestens zwei Wochen einen bemerkenswerten Schlafplatz direkt neben einer mäßig befahrenen Landesstraße. Sie suchten die etwa 150 große Ackervernässung erst bei völliger Dunkelheit auf. B lohm , T.& C. W othe (2018): Unusual Common Crane roost site. Otis 25: 124. In 2011, two Common Crane families, each with a single chick, used a remarkable roost, immedi­ately adjacent to a moderately busy country road, for at least two weeks. They only moved to the nearby waterlogged field, some 150 in area, when darkness had completely fallen. Torsten Blohm & Christine Wothe, Dorfstraße 48, OT Schönwerder, 17291 Prenzlau, E-Mail: torsten-blohm@t-online.de Kraniche sind bei der Wahl ihrer Schlafplätze recht flexibel. Neben langjährig genutzten Flachwasser­bereichen in Mooren, Seen, Bodden, Fisch- und Klärteichen sowie Totarmen großer Flüsse kommen regelmäßig überstaute Wiesen und Äcker vor( P ran ­ge 1989). In diesem Zusammenhang weisen B auer et al.(2005) auf die notwendige Störungsfreiheit dieser Biotope hin. Auch aus der nördlichen Uckermark wurden in den niederschlagsreichen Jahren 2010 und 2011 mehrere kleine Übernachtungsgesellschaf­ten im Umfeld der traditionellen Schlafplätze bzw. Nahrungsflächen bekannt. Im Herbst 2011(erste Beobachtung am 20.10.2011, letzte Beobachtung am 06.11.2011) nutzten zwei Kranichfamilien mit jeweils einem Jungvogel einen bemerkenswerten Schlafplatz etwa 350 m südlich der Ortslage Schönwerder/Landkreis Uckermark: Die etwa 150 m² große Ackervernäs­sung lag keine 15 m westlich der mäßig befahrenen Landesstraße L 258 zwischen Ellingen und Schön­werder. Abgesehen von einer Reihe junger Eschen gab es zwischen Straße und Schlafplatz keinerlei Sichtschutz. Zwar wurden die Tiere nicht direkt von den Autoscheinwerfern angestrahlt, jedoch fiel beim Passieren eines Fahrzeugs stets diffuses Licht auf die Feuchtfläche und die sechs übernachtenden Vögel. Mehrfach beobachteten wir, dass sich die Kraniche am späten Nachmittag zunächst einige hundert Meter entfernt auf dem gescheibten Maisacker auf­hielten und erst mit Einbruch völliger Dunkelheit zu Fuß den Flachwasserbereich aufsuchten. Alle Vögel waren voll flugfähig. Der ungewöhnliche Schlafplatz lag etwa 1.500 m (Blindower See) bzw. 3.000 m(Zuckerfabrikteiche Prenzlau) von traditionellen Kranichschlafplätzen entfernt. Allerdings wurden diese im Herbst 2011 nur von wenigen Tieren angeflogen. Die meisten der maximal etwa 2.100 im Jahr 2011 beobachteten Kra­niche übernachteten in flachen Wiesenüberschwem­mungen im Uckertal, etwa 6 km nordöstlich des hier beschriebenen Schlafplatzes. Literatur B auer , H.-G., F iedler , W.& E. B ezzel (2005): Das Kompen­dium der Vögel Mitteleuropas – Nonpasseriformes – Nichtsperlingsvögel.Aula-Verlag,Wiebelsheim, 808 S. P range , H.(1989): Der Graue Kranich. A. Ziemsen Verlag, Wittenberg, 272 S.