10. (8. außcrordentl.) Versammlung des XXVI. Vereinsjahres.
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In der Spitzmühle, wo die Mitglieder mit Speisen und Getränken ganz vortrefflich verpflegt wurden, sprach Herr Böhm über die „Gamenrinne“, die vom „Hohen Fließ“, das schließlich bei Rahnsdorf in den Müggelsee mündet, durchflossen wird. Eine Reihe der schönsten märkischen Seen sind diesem bedeutendsten der barnimer Furchenzüge eingebettet, der sich durch seine Länge, sowie durch scharfrandige Böschungen und prächtige Umwaldungen auszeichnet. Die Sage macht ihn zu einem einst schiffbaren Strombett, das eine Verbindung der Finow-Niederung bei Eberswalde mit dem Spreetal herstellte. Doch ist wegen der Höhenunterschiede im Norden eine Durchflutung ausgeschlossen (86:50m.)
Das Hohe Fließ trieb früher 8 Mühlen, von denen die „Alte Spitzmühle“, die ihren heutigen Namen seit dem Ende des dreißigjährigen Krieges führt, bereits 1367 erwähnt wird. Ihre Geschichte ist zwar nicht lückenlos bekannt; doch weiß man, daß sie um 1444 nach ihrem Besitzer Jakob Haselberg die „Haseibergische Molle“ und später „Albrechts Mühle“ hieß. Der Name Spitzmühle hängt wohl mit dem der auf einer Landspitze gelegenen Spitzheide zusammen. Der nördlich der Mühle gelegene, einst 8 Morgen große Burgwall ist teilweise abgetragen. Es wurden nur wenig wendische Gefäßreste gefunden; andere Funde deuten auf ein höheres Alter. Häufig tritt übrigens die Weinbergsschnecke auf. Ob er eine Kultstätte, ein Zufluchtsort in Kriegszeiten, eine von Häuptlingen gewählte Befestigungsanlage oder ein Sperrfort zur Deckung einer Grenzlinie zwischen zwei Gauen oder eines Durchgangs war, ist bisher nicht mit Sicherheit festgestellt worden. 2 km nördlich davon liegt in der sogenannten Babe das „Königsgrab“, worin der Sage nach ein alter König in einem dreifachen Sarge schläft. Zuweilen raubt dieser Häuptling Kinder oder lockt Leute, die sich der Stätte nähern, in den Sumpf. Hünengräber finden sich ferner bei der Gielsdorfer Mühle. Mit einem Hinblick auf den nahen Blumenthal, den märkischen Zauberwald, den Naturschönheit und der Reiz der Sage verklärt, schloß der Redner seinen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag. Im Namen der „Brandenburgs“ sprach der Unterzeichnete Herrn Böhm den wärmsten Dank aus. O. M.
10. (8. ausserordentl.) Versammlung.
Mittwoch, den 10. Oktober 1917.
Besichtigung der alten und der neuen Nazarethkirche auf dem Wedding zu Berlin.
Herr Pfarrer Neubauer schilderte zunächst im großen Saale des Gemeindehauses, der früheren alten Nazarethkirche, die geschicht-
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