Heft 
(1917) 26
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16. (12. außerordentl.) Versammlung des XXVI. Vereinsjahres.

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& Süssenguth in Kirchheimer Muschelkalk errichtet, gibt die prächtige Fassade mit dem infolge der eingebauten Einfahrt vorgestreckten Mittelbau einen wirkungsvollen Schmuck der Gegend am Kanal ab; sie hätte es verdient, weiter zurückgelegt dem Beschauer ihre Schönheit zu offenbaren; so hindert der Kanal und im Sommer der Baum­vorhang den richtigen Standpunkt zu finden, von dem aus sie voll zur Geltung kommt.

Der Brandenburgs wurden von Herrn Geheimrat Schubert ent­gegenkommend alle Räumlichkeiten gezeigt, der große Festsaal, durch 2 Stockwerke reichend, Zeichensaal, Bibliothek, Geschäftszimmer, der höchst sehenswerte Modellsaal mit den zierlichen Nachbildungen unserer Panzerschiffe und Kreuzer (im Verhältnis von 1 : 100 und 1 : 200). Bis auf des Daches Zinnen erstreckte sich die Besichtigung, die von oben einen Blick auf das Häusermeer von Berlin W eröffnete.

Prof. Buchholz dankte dem freundlichen Führer für alles Gebotene und gab der Befriedigung aller Teilnehmer Ausdruck, eine Stätte kennen gelernt zu haben, an der soviel positive Arbeit im Dienst unserer Seekriegführung geleistet wird.

Vorher hatte ein Teil unserer Mitglieder der im Programm ent­haltenen Aufforderung zu einer Besichtigung von Herkulesbrunnen- und -brücke auf dem Lützowplatz entsprochen, um den Erklärungen des Vereinsarchivars, Herrn Chr. Voigt, zu folgen. Darnach ist die Be" nennung des Lützowplatzes ebensowenig wie die der Lützowstraße von dem Freiheitshelden Major v. Lützow herzuleiten; sie hängt vielmehr mit dem alten Dorf Lietzow (heute Stadtteil von Charlottenburg) zu­sammen, zu dem ehemals der Lietzower Weg (heute Lützowstraße) vom Halleschen Tor führte (vom Blücherplatz am Südufer des Kanals im Zuge der Lützowstraße). Demnach wäre die richtige Schreibart in beiden FällenLietzow. Der Vortragende legte ferner dar, wie der Lützowplatz zu dem Herkulesbrunnen kam, nämlich im Anschluß an die Ueberführung des bildnerischen Schmuckes der alten Herkules­brücke, die einst über den Königsgraben an der Neuen Promenade geführt. Als die Albrechtshofer Holzbrücke 1891 neu in Stein errichtet wurde, konnte der Gedanke, den alten auf Gottfried Schadow zurückzuführenden Figurenschmuck der Herkulesbrücke (2 Herkules" gruppen, Kentaur und Löwe sowie 4 puttentragende Sphinxe) dahin überzuführen, in die Tat umgesetzt werden. Der Bildschmuck hat sich dem Stadtbild am Kanal mit den hohen Kastanien und Platanen wirkungsvoll eingefügt, und um der Brücke einen monumentalen architektonischen Abschluß zu geben, wurde der Herkulesbrunnen errichtet, dessen Anlage und Ausschmückung von Stadtbaurat Ludwig Hoffmann und Bildhauer Otto Lessing herrührt.