Heft 
(1893) 2
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Bericht über die Versammlung im Bürgersaale des Rathauses.

um die daselbst sowie im Märchen- und Bibliotheks-Saale auf- gestellten 76 Entwürfe für den Neubau des genannten Museums in Augenschein zu nehmen.

Die Erschienenen wurden vom I. Vorsitzenden Oberbürgermeister Zelle und von der Direktion des Museums begriisst, wonächst der Vor­sitzende der letztem und II. Vorsitzende unserer Gesellschaft E. Friedei nach einer kurzen Ansprache auf die drei preisgekrönten und die drei zum Ankauf empfohlenen Entwürfe aufmerksam machte. Der mit dem I. Preis (4000 M.) bedachte Entwurf (Kernspruch:Joachim Hektor) rührt von dem im Städtischen Dienst beschäftigten Kegiertmgsbaumeister Möller her, zeigt einen imposanten Rohziegelbau, welcher Motive im Ubergangsstil vom Romanischen zum Gothischen äusserlich erkennen lässt, innerlich aber die altertümliche (lestaltung mit dem modernen Glas-Eisenbau, namentlich in der grossen Oberlichthalle, verschmilzt. Diese Halle imponierte durch ihre prächtigen Verhältnisse; es wurde jedoch die Befürchtung laut, dass diese Pracht mit den meist unschein­baren Ausstellungsgegenständen kontrastieren, abgesehen hiervon aber sich wohl recht teuer herausstellen würde. Die Baustelle im Köllnischen Park am Vorplatz zur neuen Waisenbrücke ist keilförmig, nach der Wallstrasse zu mit einer durch den Winkel der letzten bedingten Aus­buchtung. Dies Gelände hat Wilhelm Möller geschickt auszimutzen verstanden.

Den II. Preis (2500 M.) hat der Entwurf mit dem Kernspruch Roland, Urheber Regierungs- und Baurat Eggert in Wiesbaden er­halten; auch dieser hat den mittelalterlichen Backsteinbau bevorzugt und den äussersten Vorsprung des erwähnten Keils, der nur 14 m Breite hat, zur Ausführung eines markigen Turmes benutzt, der mit seinem durchbrochenen Hiebei an märkische und altmärkische Thurthiirme er­innert.

Der III. Preis (1500 M.) entfällt auf die Arbeit der hiesigen Bau- lirma Zaar & Vahl (Kernspruch:Brandenburgs Adler;, wiederum gotisch stilisiert, mit einer offenen Untertrittshalle an der vielleicht 5m kirchenartig konstruierten, mit einem schlanken Dachreiter ausgestatteten llauptfassade.

Die Preisrichter (Oberbaudirektor Spieker, Oberbaudirektor von Siebert-München, Oeheimer Oberbaurat Professor Adler [Ehren­mitglied derBrandenburgia], Baurat Schmieden, Regierungs- und Baurat llossfeld und Stadtrat Friedei) haben den Städtischen Be­hörden noch drei weitere Entwürfe: No. 48, Kernspruch:Märkisch; No. 51, Kernspruch:Aus märkischer Erde auf märkischer Erde und No. 67, Kernspruch:1640 [Regierungsantritt des Grossen Kurfürsten] mit je 1000 M. zum Ankauf auf Grund einer guten Anordnung des Grundrisses und eines entsprechend tüchtigen Aus- und Aufbaus empfohlen.