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Über Fastnachtsgebräuche unter Berücksichtigung der Provinz.
in Italien schon teils am 20. Dezember, teils am 7. und 17. Januar und in diesem Sinne heisst es im bekannten Roman des XVII. Jahrhunderts, im Simplicissimus: „um dieselbige Zeit fallt Martini ein, da fangt bei uns Teutschen das Fressen und Saufen an und währet teils bis in die Fasznacht.“
Die auf antiker Basis ruhenden F'astnachtsgebrauche sind in erster Linie natürlich in Italien zu Hause, doch mögen sie früh schon nach Deutschland vorbildlich hinüber gewirkt haben. Genau lässt sich dieses aber nicht verfolgen, da auch hier ältere Feiern mit ähnlichen Gepflogenheiten bestanden. Grösseren Einfluss gewinnt der südliche Fasching mit seinem antiken Untergründe erst seit der Renaissance, seit die prachtliebenden Fürsten Italiens den volkstümlichen Fasching durch Kunst und Glanz adelten. Da begannen die Höfe des übrigen Fairopas, indem vielfach Frankreich das Zwischenglied bildete, ihn in Redouten und Maskeraden nachzuahmen.
Auch hier in Berlin haben die Hohenzollern versucht eine Redoute zu schaffen. Friedrich I. begann damit, seine beiden Nachfolger waren dem Unternehmen jedoch nicht günstig, und die erneuerten Versuche Friedrich Wilhelm I I. mit Maskenbällen in der Oper, an denen Jeder auf königliche Kosten teilnehmen konnte, scheiterten, da das Publikum weder im Anzug noch im Gebühren des königlichen Wirts sich würdig zu machen wusste. Unser Mitglied Herr Ferdinand Meyer hat im XV. B(L des „Bären“ an der Hand zeitgenössischer Memoiren Mitteilungen über diese Feste gegeben; ich will sie mit den oft rohen Spässen nicht unterhalten, vielleicht nimmt der eine oder andere Veranlassung diese sonst nicht uninteressanten Berichte anzusehen, zumal auch einige Maskenanzüge nach Chodowieckischen Kupfern aus der Sammlung des Herrn Meyer dort veröffentlicht worden sind.
Dagegen werden die Fastnachtsbelustigungen der gewöhnlichen Leute, die im XVII. Jahrhundert hier in Berlin verschiedentlich vom Verbote betroffen wurden, wohl auf uralten heimischen Brauch zurückgehen. Welcher Art sie waren, lässt die Verordnung Friedrich Wilhelms von 1659 erraten, die sich namentlich gegen die Handwerker richtet, welche, wie es heisst, „mit allerhand Musik über die Gassen gingen, viel Aefferey und Mutwillen verübten, der Bürgerschaft und anderen Einwohnern pnit Plackerey und Abforderung von Geldern zu nicht geringem Beschwer gewesen, nochmals in ihren Herbergen wohl acht und mehrere Tage mit einander geschmauset, sich dabei geschlagen, und wohl gar ermordet, dagegen ihre Arbeit versäumt, gross Aergerniss gegeben und mit ihrem epikurischen Leben und sündlichem Wesen Gottes Zorn nicht wenig gereizt.“
Wir sind damit zum anderen Urquell unserer Fastnachtsgebräuche gekommen, der auf heimischem Boden tliesst. Auch hier sind mehrere