18
Über Fastnarchtgebräuche unter Berücksichtigung der Provinz.
den heutigen Gebräuchen will man auf Opfer von Hindern, Pferden, Hunden und Konigaben für Wodan scliliessen, auf Opfer von Schweinen, Katzen, Flachs und Speisen für die grosse weibliche Gottheit, wie sie als Fria, Berchta, Holda in Deutschland erscheint, auf Opfer von Gänsen und Böcken, die dein Donar gebracht wurden. Auch trank man die Erinnerung, die Minne der Götter, und dem Opferfeuer schrieb man die reinigende, den Kohlen schützende Kraft zu. Ans dem Zuge des Hauches wurde die Zukunft geweissagt.
Meine hochverehrten Anwesenden damit haben wir uns vollkommen in das Reich der Hypothese begeben. Aus heutigen und älteren Gebräuchen ist mit Hilfe des Vergleichs ein Bild des einstigen Frühlingsfestes hergestellt. Im Grossen und Ganzen wird die Restauration ja wohl richtig sein; in Einzelheiten wird die Wirklichkeit dem nicht entsprochen haben. Ob wir künftig noch zu klarerer Erkenntnis dieser alten Feste kommen, steht wohl zu erwarten, doch allzu sanguinische Hoffnungen darf man von der empfohlenen Kritik über das Alter derartiger Volksbräuche nicht hegen, da eben die Fundamente meist fehlen, auf denen eine solche sich aufbauen könnte. Ich werde Sie selbstverständlich nicht mit den Fastnachtsgebräuchen der einzelnen Gegenden ermüden, aus denen durch Vergleich das mitgeteilte Resultat gewonnen wurde. Ich werde Ihnen nur die Bräuche der Mark mitteilen und dabei angeben, welche Reste alten Wesens man darin zu sehen glaubt.
Eine der verbreitesten Übungen sind die Fastnachtsumzüge, sie fanden an vielen Orten der Mark statt, auch in der Umgegend von Berlin wurden sie in den 30er .lahren unseres Jahrhunderts noch ausgeführt. In Fürstenberg a. O. halten jetzt noch die Gewerbe der Fleischer und Bäcker mit ihren Emblemen einen Umzug. In den Schifferorten der Mark, in Friedriehsthal und Aalz bei Oranienburg und in Kappe bei Zehdenick ziehen die Schiffer an einem Sonntage der Fastenzeit durchs Dorf, wobei zwei junge Schiffer, die in dem Jahre die erste Fahrt mitmachen, einen besonders dazu gefertigten Kalm tragen. Die Mitglieder, des Zuges bringen den Wohlhabenderen ein Hoch aus und erhalten dafür eine Gabe, ln Kappe jedoch wird nichts gegeben. Im Kruge, vor dem zwei mit Tannenreiser geschmückte Masten aufgepflanzt. sind, wird nachher getanzt. Ob dieser Sonntag an die, Zeit erinnert, wo noch des Sonntags die Fasten aussetzten, muss fraglich bleiben, da erst am folgenden Montag die gesammelten Gaben oder das gemeinsam Beigesteuerte gemeinschaftlich verzehrt werden. Auch in Braunsberg bei Fürstenwahle führen die Schiffer ein Schiff' bei ihrem Umzuge mit.
In der Gegend von Köpenick bis Fürstenwahle und weiter südlich nach Teupitz, Buchholz und Storkow' ziehen die Knechte und Jungen zum Gabensammeln umher; an einer anderen Stelle erweitert Kulm, der bekannte Mythologe, diesen Brauch auf die ganze Mittehnark. Er ist