Über Fastnachsgebräuche unter Berücksichtigung der Provinz.
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entschieden noch allgemeiner gewesen, denn auch in Fürstenberg a. 0. zimpern oder zampern, wie es heisst, die Kinder mit Ilolzspiessen, und in der Umgegend der Stadt schliessen sieh die Erwachsenen ihnen an, die nur dann das Gesammelte nachher gemeinsam verspeisen. Recht dramatisch geht es in der Niederlausitz zu. In einem Dorfe in der Nähe von Guben, der Name ist nicht weiter genannt, gehen die jungen Burschen am Fastnachtsdienstag, der ja überhaupt die Zeit der Fastnacht ist, zu den Bauern, die sie aufsuchen wollen, und sagen in dem ihnen unbequemen Hochdeutsch: „Guten Tag Herr Soundso“, worauf der Bauer erwidert: „Guten lag meine Herren, was wünschen Sie?“ Wir sind die Feuer- löschkommission und sind gekommen nachzusehen, ob alle Löschgeräte sich in Ordnung beiinden“. Der Bauer entgegnet: „Ist alles in Ordnung meine Herren!“ „Sind die Feuereimer, Feuerhaken und Leitern gut im Stande?“ „Sehr wohl, belieben Sie gefälligst nachzusehen?“ „Na, wir glauben ihm, er hält ja sonst alles in Ordnung! Doch wir sind beauftragt, namentlich die Feueressen (wo nämlich die Würste hängen) persönlich genau nachzusehen und dieser Mühe wollen wir uns jetzt unterziehen.“ Jetzt erscheint die Wirtin und händigt den Burschen Speck, Würste und Eier aus. Das Gesammelte wird wieder im Kruge angerichtet und verzehrt.
Das Gemeinsame dieser Bräuche besteht in dem festlichen Umzüge, in dem Gabensainmeln, bei denen Eier, Wurst, Speck, Schinken erst später durch Geld verdrängt werden, und in dem gemeinsamen Festmahle. Man will darin den festlichen Auszug zum Opfer sehen, das Einfordern der Beiträge zum gemeinsamen Opfer mit nachfolgendem Opfermahle. Zwar ist dieses alles in etwas niedrige Kreise gerückt, und die Idee eines Mahles, an dem alle teilzunehmen berechtigt sind, ist oftmals nur durch die Armen wach erhalten, die jetzt für sich allein sammeln. Die Kirche leistete diesem Gange der Dinge durch ihre Anmalmung, die Fasten durch reichliches Almosengeben zu unterstützen, bedeutend Vorschub.
Mau ist dann weiter gegangen und hat aus zahlreichen sprechenderen Gewohnheiten anderer Gegenden auf ein Sauopfer geschlossen und hat daher auch die gewöhnlich geforderten und gereichten Würste, die Schinken- und Speckstücke als Reste eines alten Schweineopfers angesprochen. So erklärt es sich auch, wenn in Stendal und anderswo sich für die Fastnacht Sauerkohl und Knackwurst als ständiges Gericht halten konnte. Auch die charakteristischen Gebäcke, hier in Berlin der Pfannkuchen, in Stendal, Pommern und Mecklenburg und weiter verbreitet: die Heetireggen, die heissen Wecken, werden als Nachkommen altgermanischer Opferbrote angesehen, welche der Indieulus superstitionis des VIII. Jahrhunderts erwähnt. Wenn daher Metzger und Bäcker in der Fastnacht besonders hervortreten, so erklärt sich das aus der Be-
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