Heft 
(1893) 2
Seite
20
Einzelbild herunterladen

20

Über Fastnachtsgebräuche unter Berücksichtigung der Provinz.

deutung des Opferfleisches und Brotes von seihst. Diese Opferspeisen hatten reinigende lind stärkende Wirkung, nach dem Volksglauben konnte sich niemand in ihnen überessen, aber die Enthaltung von ihnen zog Schaden und Krankheit nach, denn hierdurch drückte man Verachtung der Götter aus.

Aber auch andere Tiere als Schweine wurden bei dem Frühlings­fest den Göttern dargebracht; so vor allem noch das Kind. In der Mark findet sich ein Brauch, der darauf hindeutet. Kuhn lokalisiert ihn in der Mittelmark. Ein oder mehrere Burschen vermummen sich als Ochse, zum Teil indem sie die natürliche Haut des Ochsen benutzen. Den Kopf des Tieres bildet ein grosser Topf. Das Tier, welches sich möglichst wild stellt, wird durch das Dorf geführt und schliesslich durch einen Schlag auf den Topf getötet. Das Vermummen im Tierfelle ist bereits im VI. Jahrhundert auf fränkischem Boden bezeugt, die Predigten, die dagegen eifern, sind höchst interessant. Allem Anschein nach hat man es hier mit germanischen Gewohnheiten zu tlmn.

Wenn es bei dem letztgenannten Beispiel kaum zweifelhaft ist, dass wir es mit dem Überrest eines Rindopfers zu thun haben, so liegt es doch anders mit einer ganz ähnlichen Vermummung, die unter dem Namen des Sch immelrei ters geht. Auch hier wird die Mittelmark von Kuhn als Heimat angegeben, leider aber nicht das Dorf weiter be­zeichnet. In dem Umzuge ahmt einer der Burschen einen Beiter auf einem Schimmel nach, indem er vor die Brust und auf dem Kücken grosse Gefässe bindet und darüber ein weisses Laken hängt, vorn befestigt man einen Pferdekopf. Den Burschen wird anderswo auch wohl ein grosser Hut gegeben. Eine Autorität wie Kuhn hat diese Ver­mummung auf Wodan beziehen wollen, dessen Abbild in einer aller­dings wenig majestätischen Weise festgehalten wäre; neuere Forscher haben hier in kühlerer Weise nur eine Reminiszens an die alten Ross­opfer gesehen. Ich will dabei nochmals wiederholen, dass der Schimmel­reiter an anderen Orten auch zu Herbst und Weihnachten erscheint, die Erklärungsgründe brauche ich ja nicht zu wiederholen.

Das Zampern, Hänseln oder GabensammeJn aber spielt immer die grösst»' Rolle; ich kann diesen Brauch noch für »len Oflerbruch belegen, wo ihn »lie Burschen üben, von denen seltsamer Weise einer sifli als Bär vermummt und im Dorfe umhergeführt wird, wobei der Bärenführer die Gaben entgegennimmt. In Landsberg an der Warthe sammeln die Kimler für sich mit sog. Spiessen, viereckige Holzstäbe, durch welche zugespitzte Querhölzer gesteckt sind, um daran Wurst, Sp»;ck und Back­werk aufzuhängen.

Im Anfänge des Frühjahres müssen aber auch die Geister »les Winters, die schädlich und hindernd sind, ausgetrieben werden, in West­falen treibt der Bauer durch Klopfen den winterlichen Geist aus seinem