Heft 
(1893) 2
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Kleine Mitteilungen.

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Hause aus. Bei uns hat sich das Austreiben der winterlichen Dämonen nur noch in engster Beziehung auf den Menschen erhalten. In der (legend von Mellin in der Altmark, in Arnswalde und Friedberg dringen die Knechte am Fastnachtsdienstag in die Kammer der Mägde und schlagen sie mit Unten, stielten sie, die Kinder tliun es bei ihren Eltern und Verwandten. Die Gestippten geben dem Schlagenden zum Dank dafür eine Gabe, sehr häufig das Fastnachtsbrot, also die Krapfen oder Ilecte- ruggen. Auch in Berlin muss dieser Brauch noch teilweise geübt werden, denn vor wenigen Jahren noch bemerkte Herr Stadtrat Friedel auf dem hiesigen Waarenmarkte Ruten aus ersten Frühjahrsschösslingen und Tannengrün, die offenbar dieser Sache dienten. Verstanden ist sie in der heutigen Zeit nicht mehr, man bringt sie, mit den kirchlichen Fasten in Verbindung und erklärt sie als eine Vorbereitung des sündigen Fleisches auf tlie Fasten. Schluss folgt.)

Kleine Mitteilungen.

Eine neue vorgeschichtliche Fundstätte innerhalb Berlins mit- geteilt von Ernst Friedel. Auf der Judenwiese am rechten Spreeufer unge­fähr da, wo vom linken Spreeufer her jetzt die neue Brücke im Zuge der Altonaer Strasse hinübergeführt wird, entdeckte ich heute bei einer strassenbaulichen Besichtigung eine wendische Ansiedelungsstelle, markiert durch lleerd- stellen mit im Feuer geplatzen Feldsteinen, gespaltenen Tierknochen, Holz- und Kohlenstücken sowie Gefässresten. Die letzteren sind besonders inter­essant, nicht blos, weil wendische Reste überhaupt seltener als germanische im Weichbild Berlins bisher beobachtet worden sind, sondern weil die Scherben eine einigermassen chronologische Feststellung zulassen. Es sind nämlich durchaus von derselben Stelle

a) ausgesprochen wendische (wilzische) Scherben von auf der Dreh­scheibe hergestellten Gefässcn und mit den charakteristischen so­genannten Burgwall-Verzierungen.

b) Scherben im Übergangsstil, der Thon noch mit Sternchen gemischt, wie bei der echt vorgeschichtlichen Töpferwaare, aber dünnschalig und viel härter als die Scherben zu No. a gebrannt.

e) Scherben der harten, graublauen Art, welche für das bei uns früh­christliche Mittelalter (etwa 13. Jalirli.) charakteristisch sind.

Die Funde mögen danach etwa der Zeit um die Wende der heidnisch- slavischen zur christlich-deutschen Herrschaft angehören.

Alle diese Stücke sind leicht vom Wasser ausgelaugt, ein Beweis, dass die Stelle öfteren und anhaltenden Überschwemmungen ausgesetzt sein muss. Dies gdt übrigens zum grössten Teil noch jetzt von der Judenwiese, auf der man nicht selten Schlittschuh läuft, weil sie im Winter von der Spree über-