Heft 
(1893) 2
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Kleine Mitteilungen.

Seitdem hiess der Baum Königserle, wendisch Kralowa Wolscha und war eins der Wahrzeichen jener überaus reizvollen tiegend geworden, gewissennassen offiziell in die Reihe der Spreewalddenkwürdigkeiten ein­getreten. Als ein solches werden ihn viele unserer Berliner Mitbürger und Mitbürgerinnen kennen gelernt und gern im Gedächtnis bewahrt haben.

Ob, wie behauptet worden ist, diese Königserie die grösste ihres Ge­schlechts in Deutschland gewesen sei ignorabimus; sicherlich eine der allergrössten. Da die vorwaltende Masse dieses unseres Wasserbaums selten von regelmässig stattfindendem Umtriebe verschont bleibt und daher meist vielstämmig und niedrigen Wuchses sich entwickelt, so sind ganz frei auf­geschossene, besonders hohe Erlen wir brauchen dafür gewöhnlich das Wort Else überhaupt Seltenheiten. Möge, wo sie vorhanden, ihre Er­haltung desto nachdrücklicher empfohlen sein.

Auch unsere Königserie, obgleich sicher spontan erzeugt, scheint kein ganz primitiver Sämling gewesen zu sein; vielmehr macht es der Umfang ihres sockelgleichen, enormen Wurzelhalses glaubhaft," dass auch hier, ob zwar unter vorzugsweis günstigen Umständen, ursprünglich Stockausschlag mit im Werke gewesen sei, etwas das für ein noch höheres Alter des Baums als sonst anzunehmen schliessen lassen dürfte.

Gemeinsam mit Herrn von Schulenburg habe ich vor elf Jahren eine Messung des Umfanges der Königserie angestellt. Dieselbe ergab in Brust­höhe eine Stammperipherie von 5,83 m. Der mit einer gewissen, fast zu wenig pittoresken Regelmässigkeit aufsteigendc, beinah zylindrische Stamm war von uns auf 90 Fuss Höhe geschätzt worden; wohl etwas zu hoch, da" die neueste Angabe darüber nur von 75 m Elevation redet.

Um wenig mehr als ein Vierteljahrlmndert hat also die Königserie die Abholzung des Spreewaldes und seine Umwandlung in WiesenHächen, nur einzeln noch von Baumgruppen unterbrochen, überlebt. Möchte doch unser märkischer Boden, auch unter aufs Höchste gesteigerten Kulturbedingungen, seine alte, unerschöpfliche Triebkraft bewahren, um auch kommenden Generationen noch gleiche Wunder der Vegetation wie die jetzt gefallene Königserie vors Auge zu führen. Sicher kann das geschehen, wenn der Mensch, statt sich den schädlichsten der Waldesverwüster anznreihen, künftig eine weise Schonung, anstatt zerstörungslustige Instinkte walten lassen will.

Unter den eingegangenen Geselienken befindet sich in No. 12. S. 240 des Monatsblattes (ad 5. Schriften des Vereins für die Geschichte Berlinsi aufgeführt: Brose, Christophs Benj. Wackenrodes Corpus Bonorum d. Kttnigl. Residentzien, Berlin 1771. Der Verfasser hiess aber nicht Wackenrode, sondern Wackenroder. In dem vom Buchhinder scharf beschnittenen Manuskript war das r dem Messer zum Opfer gefallen, und so hatte der TIeransgeber (Brose) den verstümmelten Namen des Magistrats-Syndici geltracht. F. Meyer.

Für die Redaktion: Dr Eduard Zache, Demminerstrasse 04. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von I. Stankiewicz' Buchdruckerei, Berlin, Bemburgerstrasse 14.

Carl Bolle.

Berichtigung.