Bericht über die Versammlung im Bürgersaale des Rathauses.
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3. Der II. Vorsitzende brachte hierauf eine Mitteilung unseres Ausschussmitgliedes Alfieri zur Kenntnis, wonach der alte hölzerne Aussichtsturin auf dem Havelherge im südlichen Teile des Grunewaldes gegenwärtig beseitigt werde. Der Havelberg, 309 Fuss über dem Meere und 213 Fuss über der Havel, sei der höchste Punkt der ganzen Gegend und böte eine allgemeine Kundschau, insbesondere auch nach Berlin hin, wenn ihn ein die Bäume überragender Aussichtsturm krönen würde; es sei aber wenig Aussicht vorhanden bei der Forstbehörde Unterstützung zu linden, ganz abgesehen von anderen Schwierigkeiten, deshalb könne ein positiver Beschluss nicht gefasst werden.
4. Bei der Besprechung der Schmidt-Neuhaus’schen Schrift: „Königin Luise in der plastischen Kunst“, kam der II. Vorsitzende auf die bekannte Darstellung der Königin mit der Halsbinde zurück, die nach Schadow’s Angabe zur Verdeckung eines Kropfes dienen sollte und bei den Damen damals in Mode kam. Diese Angabe sei jedoch zu bezweifeln, weil die Binde nicht auf allen Bildnissen erscheint und daher wohl als eine Nachahmung französischer Modeeinführung angesehen werden kann. Es wäre das wohl ein geeigneter Gegenstand des Nach- forschens für unsere Damen.
5. Es folgte der Vortrag des Herrn W. von Schulenburg: „Die Lutschen in der Lausitz“. Wir bringen den Vortrag, welcher mit grossem Beifall aufgenommen wurde, weiter unten in seinem ganzen Umfange zum Abdruck. Dieser Vortrag gab zu einigen weiteren Ausführungen unseres Mitgliedes, Fräulein Wey er gang, welche mehrere Jahre in der Niederlausitz gelebt hat, und des II. Vorsitzenden Veranlassung. Letzterer knüpft an den Zwergaberglauben an, der auch in der Umgegend von Berlin sich noch findet, z. ß. will der Wächter auf den Wasserwerken des Tegelei' Sees Zwerge gesehen haben, welche blaue Röcke und rote Kappen trugen; ferner berichtet er, dass unser I. Beisitzer, Dr. Carl Bolle, ihm erzählt habe, wie die Maurer ihm hei der Errichtung eines Backofens auf seiner Insel gesagt hätten, ein solcher müsse so hoch sein, dass die Zwerge darin dreschen können.
6. Zum Schluss verbreitete Herr Techniker Pütz sich über die Modelle vorgeschichtlicher Grabstätten aus der Alt- und Neumark, Hannover und von der Insel Sylt unter Vorlegung der von ihm gemachten Abbildungen. Die Modelle selbst, vom Bildhauer Herrn Koch nach den Rekonstruktionen des Herrn Konservators Eduard Krause angefertigt, sind zur Weltausstellung nach Chicago gesandt worden. Sie vergegenwärtigen aus der Steinzeit die