über Fastnaclitsgebräuche unter Berücksichtigung der Provinz.
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niedrigen Kreisen bewahrt und den Bedürfnissen der Zeit entsprechend umgemodelt werden. Man fertigte damals aus Silberdralit kleine Ruten, an denen allerlei Sächelchen, wie sclmäbelnde Tauben und dergleichen, angebunden wurden. Diese schenkte man einander, indem man sich die Hände damit stie pte. Au ch die Liebenden schenkten einander die Ruten. Des „Leneoleon: Galamelite oder allerhand keusche Lust- und Liebeslieder“, Frankfurt 1671, entnehme ich einige Reime. Die Rute, die „der Doris das Fastnachtsrecht thun soll“, wird also apostrophiert:
Liebe zarte Reiser gehet, wo ihr die Doris sehet, ja gehet, doch nur leiser, o leis, ihr zarten Reiserl
Ihr müsset heimich lauschen, nicht in die Kammer rauschen, sie möchte sonst erwachen und sich dann fest vermachen.
Kupido, der mit Rute an die Galamelite abgeschickt wird, wird folgendermasson gebeten :
Ef mein, so mach dich auf, ei mein thu mir zu gute den Riegel leise weg, wenn Galamelité noch in den Federn liegt, dass sie dir nicht entgeh, und steupe, bis ihr Herz vor Gegenliebe blute.
Ohne weiteres nach dem Vorausgeschickten verständlich ist die Übung, die in der Altmark gang und gebe sein soll, dass die Knechte am Fastnachtsdienstag mit Musik von Hof zu Hof ziehen, um erst die Frauen und dann die Töchter und Mägde mit Birkenreisern zu stäupen. Die Hausfrauen geben den Knechten Schnaps, Eier und Mettwurst, die Mädchen Sträusse von Buchsbaum oder anderem Grün mit Bändern verziert, die an den Hut gesteckt werden. Die Würste werden auf grosse Gabeln gesteckt und jubelnd durchs Dorf getragen, um zu zeigen, welche Wirtin die längste gegeben hat, wie Kuhn meint. Ein gemeinsames Mahl aus dem Gesammelten folgt.
Dunkel ist die Herkunft eines Brauches, der im Kalbe’schen Werke in der Altmark sich findet, wo die jungen Burschen Rossmarienstengel, diese Blume, die beim Bauern oft eine Rolle spielt, auf einen Teller legen, Branntwein darauf giessen und damit von Haus zu Haus gehen, um den Frauen die Füsse zu waschen. In Neumark und Hohengehren a. Elbe wird fliese Ehre den Mädchen von den Knechten angethan.
Dass bei dem Friihlingsfeste einst auch um ein gutes Flachsjahr gebeten wurde, ist sicher aus den zahlreichen Belegen anderer Gegenden; bei uns hat sich nur ein Hinweis darauf erhalten, der aber nicht ganz klar ist; nämlich im Hans .lochen-Winkel, ein Stück Landes bei Salzwedel in der Altraark, darf auf Fastnacht nicht gesponnen werden, da das an diesem Tage gesponnene Garn wieder verschwinden würde.
Ich habe schliesslich noch des Umzuges der Fischer des Kiezes in Köpenick zu erwähnen, sie gehen unter Anführung von zwei Männern in die Häuser, zwei tragen einen Fischketscher, um die gesammelten Gaben