Über Faxt nacht sgebrituche unter Berücksichtigung der Provinz.
35
ln dem Segenswunsch für ein gutes Jahr hat Kuhn noch einen wendischen Rest zu erblicken geglaubt, da die Slaven um diese Zeit das neue Jahr begannen. Die Beweisführung ist aber nicht gerade überzeugend.
Eigentümlich ist das Hervortreten der Fischer zu Fastnacht in der Mark. Fische waren aber ein altes Opferessen, sie waren wie am Mitwinternachtsfest auch ein beliebtes Fastengericht. In der Mark vermag ich zwar Reste nicht zu belegen, nur der hervortretende Stand der Fischer und Schiffer, beide einst kaum so genau geschieden, mag eine ähnliche Reminiszens an das alte Fischopfer sein, wie der Stand der Bäcker und Metzger, die ja auch hervortreten, auf die ehemaligen Brot- und Fleischopfer hinzuweisen scheint.
Schliesslich sei noch eines Umzuges erwähnt, der zu Müggelheim, bei Köpenick stattfand, einer im XVIII. Jahrhundert gegründeten Pfälzerkolonie. Man trug am Fastnachtsabend einen Marder oder Iltis, der auf ein Brett genagelt war, umher und sang dabei:
Hahn, Appel Hahn!
Die Fassennacht geht an.
Der Kuchen will nicht ritschen,
Gebt mir euren Speck
Ich stell die Leiter an die Wand
Und schneid mir ein Stttck Speck drei
Ellen lang.
Die kleinen lass ich hangen,
Ei Mütterchen, ei!
Gebt mir zweier oder wohl drei Dass mein Körbchen voll seil Eier raus!
Oder schick den Fuchs ins Hi nkelha us
(Hühnerhaus).
Von den langen,
In mehreren deutschen Gegenden werden den Feinden der Hühner und lleerden, dem Fuchse also insbesondere, wie auch dem Wolfe, mancherlei Gaben geopfert, man sah in den Tieren dämonische Wesen und glaubte sich durch freiwillige Spenden vor ihnen schützen zu können. Wenn hier also unter Vorzeigung der Hühnerfeinde Eier verlangt werden, so ist das auch nur ein verschleiertes Opfer und das Unterlasse?! desselben wird mit dem Schaden im Hühnerhause bezahlt. Auch das Aufgehen des heiligen Kuchens, dessen Genuss ja Segen bringt, an dem man sich nach alter Anschauung nicht überessen kann, wird gleichfalls durch eine Opfergabe an Speck bewirkt.
Hochverehrte Anwesende, ich bin zu Ende, — ich habe Urnen selbstverständlich die alten Beziehungen nur kursorisch darlegen können, manches konnte nur angedeutet werden. Die geschlossene Phalanx gelehrter Beweise, soweit sie überhaupt existiren, konnte ich selbstverständlich nicht aufmarschieren lassen. Vielleicht ist es mir aber doch gelungen, Ihre Aufmerksamkeit in erhöhtem Maasse auf diese alten Reste deutscher heidnischer Anschauungen zu lenken. Es ist am Ende nicht ausgeschlossen, dass auch einer oder der andere von Ihnen noch Gebräuche der Mark kennt, die ich nicht nannte, und die bisher nicht aufgezeichnet sind. Die Mitteilung und die Koditizierung derselben wird die Wissenschaft immer dankbar anerkennen.