Die Lutchen der Niederlausitz.
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der Zerstörung ausgesetzt. Das schliesst nicht aus, dass in der Üher- lieterung von den Erdhütten der Lutchen Nachrichten sieh linden von alten Erdhütten früherer Bewohner der Lausitz. Dahin möchte ich die in der Muskauer Gegend gesehenen Lutchenlöcher rechnen. Sie können als Unterraum gedient haben für darüber errichtete Hütten, und von solchen alten Erdhütten ist da noch die Überlieferung lebendig'). Schliesslich sind die Lutchenlöcher als Wohnungen der Erdgeister aufzufassen, denn die Erdgeister hausen in der Erde oder in Bergen.
Hierher gehört auch, dass die Lutchen gewohnt haben in dem unterirdischen Gange, der vom Kirchhof bei Spremberg hinabführt in die Stadt selbst. Wo in der Lausitz und in der Mark Brandenburg von unterirdischen Gängen in der Überlieferung des Volkes berichtet, wird, kann es sich in den meisten Fällen nur um Rückerinnerungen des Volksgeistes handeln, nicht um wirklich vorhandene unterirdische Gänge. Allerdings muss diese Erinnerung einmal, sei es hier oder da, irgendwie von thatsächliehen Verhältnissen ausgegangen sein. In anderen Gegenden Deutschlands sind unterirdische Gänge verschiedener Art noch zu finden, so in Bayern, wo eine Anzahl derselben der ausgezeichnete bayrische Sagenforscher Panzer*) beschrieben hat. An diese unterirdischen Gänge von gewisser Art schliessen sich manche Verhältnisse an, die wohl geeignet sein dürften, auch Licht zu werfen auf manche der unterirdischen Gänge, die bloss noch in der Vorstellung unserer märkischen Bevölkerung leben. —
Drittens hat man die Lutchen aufzufassen als die Toten im be- sonde.ru, nämlich als die Ahnen, die Voreltern des Hauses und der Familie, und als solche sind sie dann gleichzeitig die guten Geister, die Schutzgeister des Hauses und der Familie. Es darf wohl angenommen werden, dass ihnen in der Lausitz als solchen auch Verehrung gezollt und Opfer dargebracht wurden am Herde des Hauses. Dahin rechne ich, dass sii; immer nur bei einer einzelnen Familie in jedem Dorfe verkehrten, und dass sie, wo sie in so innigem Verkehr mit einer Familie standen, ein Geschenk hinterliessen, nämlich ein Brötchen. Der Sinn dieses Brötchens würde aus der Überlieferung der Lausitz, soweit sie mir persönlich bekannt geworden ist aus sterbisch-redenden Bezirken, nicht erklärlich sein. Indessen wissen wir aus dem übrigen Deutschland, dass in einer ganzen Anzahl alter, meist wohl altadliger Familien, Geschenke
1) Niederlausitzer Mittheilungen. Lübben. I. 1890. 8. 73. „In der hiesigen Schleiser Sandgegend waren ehedem die alten Ansiedlungen Erdwohnungen. Die Wände wurden von Kiefemstangen über Kreuz gelegt, etwa ein Meter tief in die Erde hinein. Was oberhalb der Erde war, wurde mit Lehm und Sand bestriehen und die Wohnung war fertig.“ Bericht von Hantscho-Hano.
2 ) Panzer. Bayerische Sagen. München. I. 1848. II. 1855.