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Bericht über die Wanderfahrt nach Friedrichshagen.
Stück gleicht. Der Hohlraum wird mit flüssiger Gelatine gefüllt und diese gleich darauf wieder ausgeschüttet, wobei an den Wänden eine dünne Schicht haften bleibt. Hierauf werden die Kappen auseinander- genoinuten, die Gelatineschicht mit dünnflüssigem roten Wachs überpinselt und letzteres noch mit einer Schicht Colophonium überzogen. Diese Lagen stellen die spätere Bronzestärke dar. Hiermit sind die Vorbereitungen für den Guss beendigt. Zu dem Zweck wird das Stück in die Brennmasse eingepackt, wobei man gleichzeitig in diese Gussrohren aus Colophonium einbettet, welche oben mit einem Eingusstrichter beginnen und unten mit einem Ausflusstrichter endigen. Die fertige Form, welche einen unförmigen Klumpen darstellt, kommt in den Brennofen. Hier schmilzt das Schmelzbare heraus und die Brennmasse, sog. Fürstenwaldererde, wird steinhart. Nachdem letztere sorgfältig abgekühlt ist, wird sie zum Guss aufgestellt, und je nach ihrer Grösse wird das geschmolzene Metall aus mehreren Tiegeln oder aus einem Flammofen hineingegossen, bis es oben überstellt. An der reichen Menge von Material konnte man die einzelnen Stadien und die ungemeine Sorgfalt der Behandlung verfolgen. In der Arbeit befanden sich Teile der Germania vom Bildhauer H. Cauer in Berlin für das Kaiser- und Kriegerdenkmal in Alzey, ferner Teile zum Adler, Kranz und Neptun für das Kaiser Wilhelm I. Denkmal in Bremen von Hubert Bärwald. Ist das Gussstück fertig, so kommt es in die Ciselier- und Monteurwerkstatt, wo die Gussrohren abgefeilt, die Unebenheiten an den Kündern beseitigt, die Schraubenlöcher gebohrt werden u. s. w. Hier sahen wir den prachtvollen Kopf zu dem Kaiser Friedrich III. Denkmal für Elberfeld von Professor G. Eberlein, ferner die fertige Statue des Markgrafen Friedrich von Baden-I»urlach für Carlsruhe, modelliert von II. v. Weltring. Auch den menschlichen Torso unseres Mitgliedes Carl Schütz konnten wir in zwei Grössen betrachten und die Sorgfalt der Arbeit in der W iedergabe der feinsten Muskelzüge erkennen. Die Gipsmodelle für derartige Figuren von verschiedener Grösse werden gleichzeitig nach einem grossen Modell mit Hülfe der Reduktionsmaschine hergestellt; eine solche ist ein verstellbares Gerüst, ähnlich einem Pantographen; während nun der Arbeiter an der langen Seite der Maschine mit einem Stift über das Originalmodell Hinfahrt, beschreiben weiter ab zwei andere Griffel auf den kleineren Modellen dieselben Bewegungen und arbeiten daher auf ihnen dieselben Linien aus. Zum Schluss erregten noch die Sturzformen das allgemeine Interesse, es handelt sich bei ihnen um Zinkguss, wofür eine Form vorhanden ist, welche mit dem geschmolzenen Metall angefüllt und dann schnell wieder geleert wird, hierbei bleibt eine dünne Schicht hängen, welche beim Aufklappen der Form das betreffende Stück darstellt. Durch weitere Behandlung wird dem Zink vollkommen das Aussehen der Bronze gegeben. Beim Abschiede sprach der I. Schriftwart,