Bericht Über <tie Wanderfahrt nach Priedrichshageii.
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Ferdinand Meyer, den Herren Direktoren für ihre freundliche Führung den Dank aller Teilnehmer aus.
Es war fast 5 Uhr geworden, bevor sich die Gesellschaft unter den dichten Baumkronen des Restaurants Bellevue wieder vereinigt hatte. Im Anblick der ausgedehnten Wasserfläche des Müggelsees wurde der Kaffe eingenommen. Der Himmel war trübe. Um 6 Uhr bestiegen wir den Dampfer; derselbe brachte die Gesellschaft zunächst am nördlichen Ufer entlang und an den neuen Berliner Wasserwerken vorüber, welche sich in ihrem roten altmärkischen Backsteinbau sehr anmutig zwischen den hohen Kiefern präsentierten. liier im Anblick der Müggelberge hielt Ferdinand Meyer folgende Ansprache an die Schilfsgesellschaft:
„Mit altem, düsterem Fichtenwald bedeckt, blicken die Müggelberge, das Ilanptgebirge der Kurmark, eingeschlossen von dem Müggelsee und einer verzweigten Seeenkette der Dahme, weit hinaus in das Land. In grauer Vorzeit bildeten diese Berge unzweifelhaft den Seinnonen eine gesicherte Zufluchtsstätte gegen die von Osten her vorgedrungenen slavischen Völker, — Jahrhunderte hindurch umtobt von den Kämpfen des Germanen- und Slaventums und von den späteren Einzelkämpfen des Wendenkrieges.
Liegt es in unserer Aufgabe, die geschichtlichen Thatsachen in ihrer objeetivon Wirklichkeit festzustellen, so kann doch nichts die Anuahme verhindern, dass die rings vom Wasser umgebenen Berge mit ihrem höchsten Punkte in Norddeutschland bis zum Harz den heidnischen Bewohnern zu einem Burgwall gedient haben, dessen wesentliches Merkmal: die Vertiefung einer solchen Borgkuppe, hier vorhanden ist; oder dass diese eine Ding-, Gerichts- und Opferstätte gewesen sei.
Von der Sage umwoben sind Berg und See. Auf der mittelsten Kuppe des steilen llöhenznges (etwa da, wo jetzt der Aussichtsturm aufragt) soll eine Jakzo-Burg gestanden haben, mit der die Einmauerung der jugendschöneu Gemahlin des letzten Weudenfürsten verknüpft ist. Eine andere Mythe vom „Weissenstein“ am Teufelssee mit der verwünschten Prinzessin hält eine Vergleichung mit der Ilerthasage aus. Tief unten auf dem Grunde des Sees soll ein versunkenes Schloss ruhen, das einst auf der Bergeshöhe gestanden. Alljährlich in der Johannisnacht steigt eine Jungfrau von bestrickender Schönheit — jene Prinzessin — aus der feuchten Tiefe, setzt sich auf den „weissen Stein“ am Uferrand und flicht unter Seufzen und Weinen ihr wallendes Haar. Zuweilen erscheine sie audi^ls Schwan, der einsam und traurig auf dem nächtigen See seine Kreise ziehe. Als die Prinzessin noch droben im Schloss residierte und ihre Bewerber
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